Schützen & Erhalten - page 27

die Holzquerschnitte im Mittel auf ≥ 80 °C er-
wärmt, um eine weitestgehende Homogenisie-
rung durch Wärmeleitungsprozesse im letalen
Temperaturbereich zu gewährleisten (ohne Hal-
tezeiten). Um diese Zielstellung zu erreichen,
wurden mithilfe von eingesetzten Thermoson-
den, die an messtechnisch relevanten Stellen
im Holz platziert waren, die Behandlungszeiten
mit den dazugehörigen Leistungsstufen für die
Mikrowellengeneratoren ermittelt (diese lagen
im Minutenbereich).
Durch diese Vorgehensweise wurde ein stän-
diges Anbohren der wertvollen Holzsubstanz zum
Platzieren von Thermosonden vermieden. Diese
Prozedur erfolgte jeweils bei Querschnittsände-
rungen sowie Änderungen an der Einbausituation.
Die Infrarotaufnahmen zeigten Oberflächentem-
peraturen, die teilweise unter den im
λ
-Viertel
Bereich lagen. Dies bezieht sich auf die Wellen-
länge der verwendeten Frequenz. Die unter der
Holzoberfläche mit Thermosonde gemessenen
Temperaturen sind höher. Dies ist einerseits auf
den großen Wärmeabfluss an den Holzoberflä-
chen aufgrund der niedrigen Außentemperaturen
zurückzuführen sowie auf die durch den Echten
Hausschwamm abgebaute Substanz im Oberflä-
chenbereich der Deckenbalken bzw. -schalung.
Die Hydroxylgruppen in der Zellulose, die zur Er-
wärmung durch elektromagnetische Energie bei
geringen Holzfeuchten benötigt werden, sind
teilweise nicht mehr vorhanden. Im Bereich von
Harzeinschlüssen kam es dabei zu örtlich schnel-
leren Temperaturanstiegen. Kontrollmessungen
im Kern der Deckenbalken ließen auf Tempera-
turgradienten von ca. 3–8°C pro Stunde in der
Abkühlungsphase schließen.
Setzt man diese Temperaturgradienten in
Relation zu den Versuchsergebnissen der BAM,
[4]
die bei einer Zieltemperatur von 60°C und ei-
ner Haltezeit von 120 sec. eine vollständige
Abtötung aller biologischen Proben zeigten, so
bleibt in der Praxis selbst bei geringen Umge-
bungstemperaturen genügend Pufferzeit für ei-
nen letalen Effekt.
Streichbalken konnten nur von zwei Seiten
(Antennen 90° versetzt) behandelt werden.
Entscheidend für die Erreichung der Letal-
temperaturen war die im unmittelbar angren-
zenden Wandbereich platzierte Thermosonde. Um
ein Überschreiten der Pyrolysetemperaturen zu
vermeiden, wurde ebenso im Bereich
λ
-Viertel,
bezogen auf die Wellenlänge der Frequenz im
Holz, eine Thermosonde gesetzt und bei Bedarf
die Mikrowellenleistung reduziert. Auftretende
Praxis
Herrenhaus, Ausschnitt der Malereifassung von1670, kassettierte Deckenfelder
mit Früchten und Papageien in gemalter Rahmung.
Herrenhaus, Obergeschoss, Aufbau der Mikrowellentechnik im Einsatz an
zwei Deckenfeldern.
Schützen & Erhalten · März 2014 · Seite 27
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