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Schützen & Erhalten · Juni 2016 · Seite 74

Die Ex-Press

Berufsinformation des DSV e.V. |

Wissenswertes

Die Ratten sind los

Die Medien sind ein zweischneidiges

Schwert: Auf der einen Seite helfen sie

der Branche auf Probleme hinzuweisen

und potentielle Kunden anzuwerben. Auf

der anderen Seite neigen sie zu Übertrei-

bungen oder rücken Zustände wegen einer

guten Story schnell in ein falsches Licht.

Im Fall der angeblichen Rattenplage in Wiesbaden

machte man aus einer Maus einen Elefanten, dies

war zumindest unser erster Gedanke. Der „Wies-

badener Kurier“ berichtete Ende Februar darüber,

dass angeblich mehr Ratten in der Stadt zu be-

obachten seien. Die Hessenschau bringt sogar

einen TV-Beitrag dazu, in dem unter anderem

zwei „aufgebrachte“ Damen interviewt werden,

die mit den Plagegeistern in ihrer Wohngegend

zu kämpfen hatten. Obwohl Sie nun sei 1987

hier wohne, hätte Sie so etwas noch nie erlebt,

erzählt eine der Damen sichtlich angewidert. Für

den Schädlingsbekämpfer ist das allerdings alles

andere als ungewöhnlich. Es gehört zur Regel,

wenn Kunden zum ersten Mal von einem Rat-

tenbefall berichten, dass dies nicht in Zusam-

menhang steht mit der Wohndauer.

Seitens der Stadt wird berichtet, dass man

mit über 40 Ratten-Meldungen in einer Woche

deutlich über dem Niveau der letzten Jahre lie-

ge. Die Orte an denen die Ratten gesichtet wur-

den gelten aber seit Jahren als Problemzonen

an denen regelmäßig Köder ausgelegt werden:

Immerhin weist man am Ende des Beitrags

darauf hin, dass die Stadt nicht sagen kann, ob

es wirklich mehr Ratten gibt. Zudem seien wohl

nur deshalb so viele Ratten an der Oberfläche

gesehen worden, da die Kanäle mit Wasser ge-

füllt seien.

Aus solchen Informationen schlussfolgerte

man an anderer Stelle jedoch, dass sich das all-

gemeine Rattenaufkommen vergrößert habe. So

behauptete das Wiesbadener Tageblatt Anfang

März: „Die Mäuse- und Rattenpopulation ist in

Wiesbaden

spürbar angestiegen.“

Die Auftragslage bei den Schädlingsbekämp-

fern in der Umgebung zeigte allerdings keinen

signifikanten Anstieg, wie es beispielsweise bei

der Wespenbekämpfung im letzten Jahr zu be-

obachten war. Auf Nachfrage beim Ordnungs-

amt bekommt man aber den Hinweis, dass sich

der Eindruck eines erhöhten Rattenaufkommens

bestätigt habe. An Orten, die generell nicht als

Problemfälle gelten, seien bis zu 20 Ratten ge-

sichtet worden, was durchaus unüblich ist.

Weniger unüblich sind Meldungen rund um

den Luisenplatz, der seit Jahren zum Sorgenkind

in Sachen Rattenbekämpfung gehört. Hauptpro-

blem hier, und da sind sich so gut wie alle einig,

ist das übermäßige Futterangebot, dass die Nager

angeboten bekommen. Nicht nur weggeworfener

Müll oder Essensreste gehören hier zum stetigen

Problem, vor allem auch das illegale Taubenfüt-

tern sorgt für Sorgenfalten. Denn nicht nur die

Tauben sehen die Fütterung als willkommene

Einladung, auch die Ratten stürzen sich über

das Futter her und verschmähen im gleichen

Atemzug den angebotenen Rattenköder, der re-

gelmäßig ausgelegt wird.

Darüber hinaus wurde beobachtet, dass Fut-

ter in einzelne Rattenlöcher gegeben wurde, was

vermuten lässt, dass die Ratten sogar gezielt

gefüttert werden. Dass dies an anderen Plätzen

kein so großes Thema ist, zeigt dort der Erfolg

der Rattenbekämpfung. Während am Luisenplatz

weiterhin teils gut genährte Ratten gesichtet

wurden, gingen bis Anfang April in den rest-

lichen Gebieten keine Beschwerden mehr beim

Ordnungsamt ein.

Die Stadt kennt die Problematik und gab im

Zuge der Berichterstattung auf ihrer Webseite

auch ein Statement, inklusive Verhaltensregeln

raus. Inwiefern dies Wirkung zeigt ist fraglich.

Vor allem das Problem der Taubenfütterung ist

vielen Schädlingsbekämpfern auch in anderen

Städten bekannt. Die „Tierfreunde“ werden in der

Regel ohne großen Konsequenzen verwarnt und

setzen ihr Treiben kurze Zeit später ungeniert

fort. Gewisse Problemzonen werden somit wohl

kaum verschwinden, was dem Schädlingsbekämp-

fer zwar dauerhaft Arbeit garantiert, allerdings

auch zu Frustration führt, da sich trotz zahl-

reicher Maßnahmen kein Erfolg einstellen will.

Wiesbaden hat also punktuell selbst gemach-

te Probleme, aber eine Rattenplage ist nicht

wirklich zu erkennen.

Autor + Bildrechte: Daniel Altmann

Luisenplatz in Wiesbaden. Überall Müll und weggeworfene Verpackungen mit z.T. Nahrungsresten

löste Zikafieber äußert sich in Hautausschlag,

Kopf- und Gelenkschmerzen, teilweise kommt

eine Bindehautentzündung hinzu. Die Symptome

klingen in weniger als einer Woche wieder ab.

Es gibt auch genügend Menschen, die gar nicht

bemerken, dass sie an Zikafieber erkrankt sind.

Gefährlich ist der Virus in der Schwangerschaft.

Man geht davon aus, dass angesteckte Frauen

Kinder mit fehlentwickelten Köpfen (Mikroze-

phalie) gebären. Bisher sind seit dem letzten

Herbst für Deutschland knapp 50 Zika-Erkran-

kungen bekannt. Allerdings ist beim Zikavirus

noch vieles unklar. Zur besseren Erfassung wurde

in Deutschland für Zika-Infektionen zum 01. Mai

2016 eine Meldepflicht eingeführt.

Erkrankte sind aber vermutlich ansteckender

für andere Menschen, als bisher gedacht. Auch

nach der Erkrankung, wenn die Symptome be-

reits abgeklungen sind, ist das Virus in Urin,

Speichel und im Sperma nachweisbar. Die Ho-

den gehören zu den Körperregionen, in denen

das Immunsystem herunter geregelt ist. Keime

können dort länger überleben, als anderswo im

Körper. Es wird vermutet, dass eine Ansteckung

durch Samenflüssigkeit noch mehrere Wochen

nach der Heilung von Zikafieber erfolgen kann.

Eine Gefahr besteht für werdende Mütter, die

sich in der Schwangerschaft besonders vorse-

hen müssen, da sie bei Ansteckung ein krankes

Kind zur Welt bringen können. Die WHO empfiehlt

Heimkehrern noch mindestens 6 Monate bei Sex

mit Schwangeren ein Kondom zu verwenden und

mindestens einen Monat bei Nichtschwangeren.

Wenn also nach den Olympischen Spielen

etwa 600.000 Besucher und Teilnehmer wieder

in ihre Heimat zurückkehren, wird davon stati-

stisch ein substanzieller Teil Träger des Zikavirus

sein. Angesichts der WHO Empfehlung hoffen

wir, dass es dann bei Lust auf etwas Süßes nicht

heißt „es ist nur ein Einziges übriggeblieben“

oder dass der persönliche Vorrat an Kondomen

schnell wieder aufgestockt wird.

Author: AB

Quellen:

RKI.de

bmg.bund.de/ministerium/meldungen

aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrank-

heiten/