Im Zentrum des Dresdener Stadtteils
Mickten wurde das historische Mauerwerk
des ehemaligen Straßenbahnhofs einer
neuen Nutzung zugeführt. Als sanierte Alt-
bausubstanz beherbergt es heute mit einer
Nutzfläche von ca. 5.500 m², einschließ-
lich der 4.000 m² Verkaufsfläche, einen
großzügig angelegten Einkaufspark.
Der im Jahr 1899 entstandene Straßenbahnhof
für elektrische Straßenbahnen in Dresden-Mick-
ten war bis 1930 Ausgangspunkt der schmal-
spurigen Lößnitzbahn nach Radebeul. Mit der
Räumung des Betriebsgeländes und dem Abriss
nicht mehr erhaltungswürdiger Bausubstanz
begann der Umbau im Dezember 2008. Mit der
Reaktivierung der Fundamentmauern wurde das
DHBV-Mitgliedsunternehmen MEGAT-BAU GmbH,
Niederlassung Dresden, beauftragt (Bild 1).
Zunächst wurde die klüftige Mauerwerks-
oberfläche mit einem Dichtungsmörtel egalisiert
und folgend eine vertikale Bauwerksabdichtung
aus 2-komponentiger, kunststoffmodifizierter
Bitumendickbeschichtung im Spritzverfahren
mehrschichtig appliziert. Nach vollständiger
Durchtrocknung der KMB-Abdichtung wurden die
notwendigen Schutz- und Nutzschichten aufge-
bracht (Bild 2 und 3).
Erst arbeiten – dann einkaufen
Firma MEGAT-BAU saniert historischen Straßenbahnhof
Als Maßnahmen gegen kapillar aufsteigende
Feuchtigkeit wurden nachträgliche Injektionen im
Niederdruckverfahren gewählt. Zwingend erfor-
derlich waren Untersuchungen der Mauerfeuch-
te der Grundmauern unter Berücksichtigung der
objektbezogenen Randbedingungen, da die unter
Denkmalschutz stehenden Betriebshallen seit der
Schließung des Straßenbahnhofes im Jahr 1992
leer standen. Die Prüfung der entnommen Bohr-
kernproben hinsichtlich der Durchfeuchtungs-
grade wurden bei einem entsprechenden Labor
beauftragt. Die Durchfeuchtungsgrade betrugen
zwischen 48,29% und 99,86%. Aufgrund der
Untersuchungsergebnisse wurde als Verfahren
gegen die kapillar aufsteigende Mauerfeuchte
die mehrstufige Injektion gewählt. Hierbei wird
Kapillarwasser in nicht von Feuchtigkeit belas-
tete Ebenen verdrängt und der Mauerwerksquer-
schnitt mit dem Injektionswirkstoff vollflächig
getränkt. Die Verdämmung des Mauerwerks auf
der Oberfläche mit Dichtungsmörtel sowie die
Hohlraumverfüllung mit sulfatbeständiger Ze-
mentsuspension schafften den Verschluss von
Rissen größer als 0,2mm, unkontrolliertem In-
jektionsstoffabfluss wurde damit vorgebeugt. Nur
mit dieser Vorab-Maßnahme war die vollflächige
Tränkung des 42–80 cm dicken Ziegelmauerwerkes
im Querschnitt möglich. Der Injektionsbaustoff
auf Basis eines Silicon-Microemulsionskonzent-
rates wurde im Mischungsverhältnis von 1:7 in
das Mauerwerk eingepresst (Bild 4 und 5).
Eine derartige mehrstufige Verfahrenstech-
nik mit Hohlraumverfüllung und Aktivierung
des Wirkstoffes wird bei erhöhtem kapillaren
Durchfeuchtungsgrad eingesetzt. Die Kontrolle
des Verbrauches, die fachgerechte Ausführungs-
technik und die Bauüberwachung vor Ort waren
der Garant für die erfolgreiche Instandsetzung
der durch Feuchte und Salz geschädigten Grund-
mauern des Straßenbahnhofs.
Das neue Einkaufszentrum Mickten eröffnete
im November 2009. Der ehemalige Betriebshof
der Dresdener Verkehrsbetriebe hat sich in der
kurzen Zeit bereits als Publikumsmagnet ent-
wickelt. In den historischen Gebäuden bieten
nunmehr Lebensmittelmärkte, Drogerien und
Bekleidungsgeschäfte Einkaufsmöglichkeiten,
die von den Stadtteilbewohnern dankend ange-
nommen werden.
Rainer Spirgatis
1
2
3
Praxis
4
5
Injektionsdruckverfahren
Bohrlochkette im Außenbereich
Schutzschicht der KMB-Abichtung
Injektionsvorarbeiten
