Schützen & Erhalten - page 26

„Fachgerecht Sanieren ohne
Desinfektionsmittel!“:
„Für eine fachgerechte Sanierung bei Schim-
melpilzbefall in Wohnungen, Büros und anderen
regelmäßig genutzten Räumen, sind keine Des-
infektionsmittel nötig – sie stellen sogar ein Ge-
tionsverschleppung in andere Teilbereiche des
Objektes. Auch nach der Bearbeitung der Holz-
konstruktion mit fräs- oder hobelartigen Werk-
zeugen sollte nach der durchzuführenden Fein-
reinigung ein Sporenbinder aufgetragen werden,
da nicht gewährleistet werden kann, dass alle
befallenen Teilbereiche (Eckbereiche und Kno-
tenpunkte) komplett erfasst wurden. Das be-
deutet, dass auch nach der Feinreinigung ein
Sporenbinder zum dauerhaften Verbleib auf dem
Dachstuhl empfohlen wird. Auch hier wurden vom
Autor gute Erfahrungen mit dem Sporenbinder
„Wasserglas“ bzw. „Kieselsäure“ gemacht, da
die visuelle und technische Einflussnahme auf
die Holzkonstruktion gering sind und die Ein-
flussnahme auf den Brandschutz als positiv zu
bezeichnen ist. Auch hier sollte der Dachstuhl
nach einer solchen dauerhaften Beaufschlagung
mit einem Sporenbinder entsprechend gekenn-
zeichnet werden.
Häufig werden, anstatt Unterspannbahnen,
auch Hartfaser- oder mitteldichte Faserplatten
auf die Sparren montiert. Diese weisen eine hohe
Schimmelpilzneigung auf. Ist es zu einem Schim-
melpilzbefall auf diesen Holzfaserplatten gekom-
men, müssen die Platten ausgetauscht werden.
Eine sonstige chemische Intervention, die zu
einer dauerhaften Verringerung der Schimmel-
pilzkonzentration in der Raumluft führt, ist bis
heute nicht nachgewiesen. Die chemische Ein-
flussnahme wird in keinem der heute gültigen
Regelwerke empfohlen. Aus diesem Grund ent-
spricht eine Desinfektion mit Schimmel-Ex oder
sonstigen Produkten nicht den Regeln der Tech-
nik. Es wird aus diesem Grund auch dringend von
dieser Vorgehensweise abgeraten. Des Weiteren
ist die Presseinformation des Umweltbundesamtes
aus dem Jahre 2009 entsprechend zu würdigen.
Hier heißt es zum Thema „Schimmelbefall in der
Wohnung“, das Umweltbundesamt empfiehlt:
Schimmelpilz auf den Sparren. Die Dachschalung ist
nicht befallen, da zu feucht.
sundheitsrisiko dar. Bei Schimmelsanierungen in
der Praxis kommen chemische Desinfektionsmit-
tel immer häufiger zum Einsatz, um das Problem
vermeintlich rasch aus der Welt zu schaffen. Die
verwendeten Desinfektionsmittel lösen aber nicht
das Problem und können darüber hinaus zu ge-
sundheitlichen Beschwerden bei den Bewohnern
führen, oder unerwünschte Folgen, wie monate-
lange Geruchsbelästigung, haben. Feuchteschäden
mit Schimmelpilzwachstum können nachweislich
zu Gesundheitsproblemen führen.
Daher empfiehlt das Umweltbundesamt (UBA)
eine fachgerechte Sanierung: Das umfasst die Be-
seitigung der Ursachen, die zum Feuchteschaden
und damit zum Schimmelpilzwachstum führten,
die Reinigung von mit Schimmelpilz befallenen
Materialien, wo dies nicht möglich ist, deren
Entfernung sowie eine abschließende Feinrei-
nigung der ganzen Wohnung, um noch vorhan-
dene Schimmelpilzsporen zu beseitigen. Während
der Arbeiten sind Maßnahmen zum Schutz der
Bewohner und der Arbeiter durch „Abschotten“
der befallenen Bereiche und dem Tragen eines
Mundschutzes und Handschuhen zu ergreifen.“
Fazit
Die Schimmelpilzschäden in Dachstühlen
stellen ein immer größeres Problem dar. Eine
fachgerechte Sanierung heißt nicht immer den
gesamten Dachstuhl auszutauschen. Eine fach-
gerechte Sanierung ist auch dann möglich, wenn
die befallene Holzoberfläche der Konstruktion
0,1–0,3mm – je nach Tiefe des Befalls – ab-
getragen wird. Vor und nach dem Abtrag der
schimmelpilzbefallenen Oberflächen wird es für
notwendig erachtet einen Sporenbinder aufzu-
tragen. Eine chemische Intervention entspricht
nicht den anerkannten Regeln der Technik und
birgt gesundheitliche Gefahren. Auch eine nach-
haltige Reduzierung von mikrobiellen Partikeln
in der Raumatmosphäre wird durch eine Desin-
fektion nicht erreicht.
Fachbereiche
Schimmelpilze
Ausgeprägter Schimmelpilzbefall auf
einer Holzfaserplatte.
Schützen & Erhalten · Juni 2012 · Seite 26
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