Schützen & Erhalten - page 40

Schützen & Erhalten · Juni 2004 · Seite 40
FORUM
Leserbrief
Zum Beitrag von Herrn Pietsch „Kellerabdichtung – von
innen oder außen“ in: Schützen und Erhalten vom
DHBV Ausgabe Nr. 1/2004
Wie sinnvoll und erfolg-
reich ist eine Schleierin-
jektion bei einem feuch-
ten Keller?
Als weitere Ergänzung im Kampf
gegen Feuchteschäden im Kel-
ler wird in letzter Zeit oft die
Schleierinjektion oder Schleier-
gelabdichtung angeboten. Ob
dies jedoch auch zu dem ge-
wünschten Erfolg führen kann,
bleibt äußerst fragwürdig.
Bei Feuchteschäden im Kel-
ler ist vorab ist immer zu klä-
ren um welchen Lastfall, d.h.
gegen welche Art der Feuchte-
belastung muss eine Maßnah-
me durchgeführt werden.
Es gibt Regelwerke, zum
Beispiel die DIN 18150 (diese
Norm gilt zwar nur für den Neu-
bau), wo geregelt ist, bei wel-
chem Lastfall welche Abdich-
tung vorgenommen wird.
Dabei gilt es zu unterschei-
den, zwischen Erdfeuchte, Stau-
wasser und drückendes Wasser.
Bekanntermaßen ist eine
Abdichtung gegen drückendes
Wasser nicht so einfach herzu-
stellen. Besonders problema-
tisch ist dies bei einem Altbau,
zumal dann meist der Garten –
oft auch Terrassen oder Gara-
gen – die Abdichtungsmöglich-
keiten erschweren.
Dies zeigt sich auch daran,
dass viele Objekte, auch wenn
diese abgedichtet wurden, oft-
mals nachbearbeitet werden
müssen. Dies deswegen, weil
auch kleinste Fehlstellen zu
Undichtigkeiten führen und
somit Wasser in den Keller ein-
dringt.
Der Unterschied zu kurzfri-
stig auftretendem Stauwasser ist
lediglich die Zeitverschiebung.
Die Belastung und der daraus
entstehende Schaden muss ge-
nauso wie gegen drückendes
Wasser angesehen werden. So-
mit muss sich die gesamte Ab-
dichtungstechnik daran messen
lassen, ob es gelingt, alle Bo-
den- und alle Wandflächen (Fu-
gen- und Fundamentanschlüs-
se) so abdichten zu können,
dass an keiner Stelle Wasser
eindringt. Aber auch, was ge-
nau so wichtig ist, dass es nicht
zu Schäden durch Aufschwem-
men kommen kann.
Dabei ist zu berücksichtigen,
dass die Auflasten (das auf-
schwimmen) des anstehenden
Wasserdruckes an der Innenseite
durch ein “Gegengewicht abge-
sichert“ werden.
Ein praktisches Beispiel hier-
zu: wenn angenommen wird,
dass drückendes Wasser als auch
kurzfristig ansteigendes Stau-
wasser nur 50 cm über der Bo-
denplatte ansteht, so ist in je-
dem Falle eine 25 cm dicke
Betonplatte, (die doppelt so
schwer ist) wie Wasser, an der
Innenseite als Gegengewicht
aufzubringen und gegen Auf-
schwemmen zu sichern. Aber
was passiert, wenn 60 cm Was-
ser erreicht werden kann sich
jeder selbst ausrechnen. Bei
einem Meter Wasserstand wä-
ren dies immerhin 50 cm Be-
ton, usw.
Nun versuchen einige „sehr
schlaue Bautenschützer“, die-
se Problematik mit einer soge-
nannten Schleierinjektion zu
umgehen. Ganz schnell werden
Beweise von Objekten aufge-
führt, wo eine Schleierinjekti-
on zu Erfolg geführt hat.
Nach all dem, was ich bis-
her beobachtet habe, war es in
der Regel kein drückendes Was-
ser und kein Stauwasser, son-
dern es handelte sich um feuch-
te Keller (meist Tauwasser), dies
sowohl im Wand- als auch im
Bodenbereich. Es wäre auch
unverständlich wieso bei Grund-
wasser Löcher in den Boden
gebohrt werden können, ohne
dass Wasser eindringt.
Selbst die Behauptung, es
handelte sich dabei um aufstei-
gende und/oder eindringende
Feuchtigkeit, wurde vorher fast
nie (durch Fachleute) überprüft.
Es mutet sonderbar an, wie
in den Prospekten dargestellt
wird, wie gleichmäßig die Ver-
teilung der Injektionsmittel in
einer Mindestschichtdicke von
mehreren Zentimetern an der
Außenseite dargestellt wird.
Sowohl am Boden als auch im
Fundamentbereich und im Wand-
bereich soll dies eine wasser-
dichte Wanne ergeben.
Es gehört schon viel Fantasie
dazu, einem (zunächst) dünn-
flüssigen Injektionsmaterial
vorzuschreiben, wohin es flie-
ßen soll und wie es (auch ge-
gen Wasserdruck) eine einheit-
lich dicke Schicht ergeben soll.
Zumal an der Außenseite meist
ein Konglomerat aus Bauschutt,
Kies und Erde eine sehr inho-
mogene und oft nicht einheit-
lich verdichtete Masse anliegt.
Somit bleibt die gleichmäßige
Ausdehnung der Injektionsmit-
tel sehr fragwürdig.
Wie sollte dieses Injekti-
onsmittel wissen, dass es sich
an der Außenseite allseitig 30–
40 cm um das Bohrloch aus-
dehnt?
Es muss auch in jedem Fal-
le mit dem nächsten Bohrloch
und dem (im Wasser) einge-
brachten Injektionsgut eine
Überlappung aber auch eine
wasserdichte Verbindung einge-
hen.
Es wird immer so sein, die
Injektionsmaterialien werden,
sich den Weg des geringsten
Widerstandes suchen und sich
dabei in einer mehr oder we-
niger klumpenartigen Form aus-
breiten.
Es ist sicher nur Wunschden-
ken, dass es hierbei zu einer
geschlossenen und wasserdich-
ten Fläche kommen kann.
Was jedoch viele Verarbei-
ter und Geschäftemacher nicht
abhält, diesen Nonsens als Stand
der Technik zu verkaufen.
Dass hier auch ein Statiker
zu Rate gezogen werden soll-
te, um weitere Schädigungen am
Haus durch die unkontrollierten
Injektionen und die damit zu-
sammenhängenden Lastvertei-
lungen zu ermitteln, sollte
ebenfalls selbstverständlich
sein. Jedoch wird meist von
unqualifizierten Leuten daran
überhaupt nicht gedacht. Hier
zählt eher das Argument, „das
machen wir immer so“.
Völlig ungelöst ist dabei
auch die Frage, wie denn (die
meist giftigen) Substanzen zu
einem späteren Zeitpunkt ent-
sorgt werden können. Eine sor-
tenreine Trennung der Baustoffe
ist schier unmöglich, aber auch
im nicht ausgehärteten Zustand
werden sehr viele wasserbeein-
trächtigende Stoffe freigesetzt
und ins Grundwasser einge-
bracht.
Es gibt sicher Einzelfälle wo
relativ kleine undichte Flächen
mit diesem Verfahren eine Lö-
sung ergeben haben.
Es ist jedoch allgemein be-
kannt, dass bei vielen Maßnah-
men im Bautenschutz entweder
unfachmännisch oder überzo-
gen vorgegangen wird. Auch
deswegen hat unser Gewerbe
seinen schlechten Ruf.
Edmund Bromm,
Geschäftsführer Isar Bauten-
schutz, Ismaning
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