Schützen & Erhalten - page 38

FORUM
Leserbrief
Die „Mikrowellen – Stellungnahme“
offener Brief an Herrn Grabow zu seinem Beitrag in S&E Ausgabe März 2004, Seite 41
Sehr geehrter Herr Grabow,
beim ersten Durchlesen fiel mir
natürlich auf, dass jeder Absatz
provokativ mit der Frage endete:
Aber, na ja, wer weiß das schon?
– und bin erschrocken, dass die
realistischen Möglichkeiten der
Mikrowellentechnik offenbar
tatsächlich noch relativ unbe-
kannt sind. Ihre Fragen jedoch
von vorn herein in dem Artikel
zu beantworten hätte meinen
Beitrag um etliche Seiten ver-
längert.
Natürlich soll dem Leser
nichts vorgegaukelt werden. Aus
meiner Sicht sollte der Artikel
einfach ein kurzer Erfahrungs-
bericht sein, was mit einer ver-
nünftigen Mikrowellen-Konstruk-
tion möglich ist. Und nachdem
ich Sie in Münster zufällig auch
persönlich kennen lernen durfte,
konnte ich Ihre Argumente auch
besser verstehen und versuche,
hier darauf einzugehen:
Sie erwarten ökonomische
Vergleiche mit anderen Ver-
fahrenstechniken. Nun sind
solche Vergleiche ja immer sub-
jektiv. Ich bin ja auch kein
Schädlingsbekämpfer sondern
Geräte-Entwickler und Hersteller.
Aber ich will gern eine Kalku-
lationshilfe schaffen, die es
Ihnen erlaubt, solche Verglei-
che selbst zu erstellen, mit Ih-
ren eigenen betrieblichen
Kalkulationsansätzen und stelle
sie auch gern interessierten
DHBV-Mitgliedern zur Verfü-
gung.
Auch mahnen Sie fehlende
Kosten an. Auch die sind sicher
subjektiv und hängen von et-
lichen Faktoren mehr ab als den
reinen Kosten der Mikrowellen.
Aber aus meiner Sicht halte ich
in folgendem Kostenrahmen eine
qualifizierte Mikrowellenbehand-
lung für möglich (ob nun mit
oder ohne MWSt. überlasse ich
Ihnen):
Mikrowellenbehandlung
von Holzbalken,
Querschnitt ca. 20 × 20cm:
Summe
der Länge
Kosten/m
Bis 1 m 800–1.000
> 2…< 5 m 400–600
> 5…< 10m 250–400
> 10 m 150–250
Sicher sagen Sie jetzt „viel zu
teuer“, aber Sie haben auch eine
sichere und zerstörungsfreie
Lösung, keine Bohrungen wie
bei Packern von Tränklösungen,
keine Probleme mit der durch-
gängigen Durchdringung und bei
Teilbehandlungen sicher billiger
als Heißluft, nicht nur in mei-
nen Augen insgesamt sehr wohl
preiswert.
Auch für mich sind Mikro-
wellen kein Perpetuum Mobile,
aber ein sehr interessantes
Werkzeug zur Schimmel- und
Schädlingsbekämpfung. Dabei
sehe ich die vorrangigen Ein-
satzgebiete, wenn Teilbehand-
lungen möglich sind. also wenn
nicht der ganze Dachstuhl oder
das ganze Haus, sondern nur
Teile davon zu behandeln sind
(wenige bis einige Sparren,
Ständer, Pfetten, etc.). Oft stellt
sich bei genauerem Hinsehen
heraus, dass gar nicht „alles“
befallen ist und die Behandlung
der befallenen Teile ausreicht.
Als weitere interessante
Applikation sehe ich die Be-
handlung von Dielenböden oder
Parkett, je nachdem wie wich-
tig und wertvoll die Erhaltung
eingeschätzt wird.
Auch an Erdreich angrenzen-
de Konstruktionen können mit
Mikrowellen effizienter behan-
delt werden als z.B. mit Heiß-
luft.
Sie stören sich weiter an der
Ökologie? Meines Erachtens ist
dieses Verfahren sehr wohl um-
weltverträglich, im Gegensatz
z.B. zu chemischen Maßnahmen.
Und wenn Sie die Gefahren von
Elektrosmog anführen: Mit dem
vorschriftsmäßigen Einsatz
meiner Konstruktion ist die Ein-
haltung der zulässigen Grenz-
werte gewährleistet. Dabei habe
ich mich nicht nur auf meine
eigenen Messungen verlassen,
sondern habe das aus meiner
Sicht renommierteste (und leider
auch teuerste) Prüf- und Zer-
tifizierungsinstitut der VDE be-
auftragt und einen durchgän-
gigen und positiven Prüfbericht
erhalten. Nach meinen Informa-
tionen verfüge ich als einziger
Hersteller über ein solch kom-
plettes Prüf-Dokument, das alle
Gesetze, Vorschriften und Richt-
linien berücksichtigt hat. Mei-
ne Wettbewerber haben sich da
wahrscheinlich enorme Kosten
gespart. Aber dafür kann ich
auch ruhig schlafen. Ich kann
Ihnen gern nachweisen, dass Sie
sich mit Ihrem Handy mit hö-
heren elektromagnetischen Fel-
dern belasten als mit „meinen“
Mikrowellen.
Im nächsten Abschnitt ha-
ben Sie große Zweifel über mein
tatsächliches Wissen. Da haben
Sie mich unter der Gürtellinie
getroffen. Das hat mir seit Jahr-
zehnten niemand vorgeworfen
und will ich mir auch von Ih-
nen nicht gefallen lassen. Im
Bereich Mikrowellen nur so viel:
Die VDE hat für offene Mikro-
wellengeräte schon seit gerau-
mer Zeit ein zunehmendes
Marktpotenzial erkannt, einen
Normenausschuss gegründet und
mich als einzigen deutschen
Hersteller zur Mitarbeit einge-
laden. Ich folgere daraus: Zu-
mindest die qualifizierten Mi-
krowellen-Fachleute der VDE
haben keine Zweifel über mein
tatsächliches Wissen. Weiter
stellen Sie in Frage, ob ich nicht
besser in englisch interpretie-
ren könne. Da gebe ich Ihnen
Recht: Die meisten qualifizier-
ten Mikrowellen-Dokumentionen
sind nur in englisch verfügbar.
Und tatsächlich könnte ich Ih-
nen solche Zusammenhänge ein-
facher in englisch erklären. Ob
Sie mich dann aber auch bes-
ser verstehen? Verzeihen Sie mir,
wenn ich Ihre Worte gebrauche:
Wer weiß das schon?
Mein Versuch, die Wirkung
der Mikrowellen möglichst ein-
fach zu erklären, ist bei Ihnen
wohl gründlich in die Hose ge-
gangen. Auch ich will kein Was-
sertrog für die Viecher. Richtig
ist aber doch, dass sowohl Eier
als auch Larven und Käfer in
aller Regel mehr Wasser enthal-
ten als Holz, also auch wesent-
lich mehr Mikrowellen absorbie-
ren und so mehr erhitzt werden
als das trockenere Holz. Von
daher könnte man argumen-
tieren, dass man nur die Schäd-
linge erhitzen könnte, ohne
auch das Holz zu erwärmen.
Doch trifft diese Annahme nur
bei absolut trockenem Holz zu
und kommt in der Praxis nie vor.
Aus diesem Grund erhitzen wir
„zur Sicherheit“ den ganzen
Balken nach DIN 68800.
Was Sie für ein „Gedicht“
halten (Mikrowellenleistung
nimmt mit der Entfernung qua-
dratisch ab), ist für Fachleute
ein physikalisches Gesetz. Und
wenn die Leser nach Ihrer Dar-
stellung damit große Probleme
bei der mathematischen Umset-
zung haben, von welcher Schul-
bildung der Leser gehen Sie
denn aus? Ein Quadrat wird
schon seit Jahrzehnten in je-
der Hauptschule behandelt.
Warum es für Sie dreizehn
schlägt, wenn seit der Behand-
lung im Jahre 2000 in Detmold
kein Befall mehr feststellbar ist,
ist mir schlicht unverständlich.
Schützen & Erhalten · Juni 2004 · Seite 38
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