Schützen & Erhalten - page 9

kann dies nicht bestätigt werden.
An einem Fundobjekt in Bonn wur-
den dutzende Käfer in den Mittags-
und Nachmittagsstunden festge-
stellt, die auch eine ausgesprochen
gute „Flugbereitschaft“ zeigten.
Nach der Kopulation legen die
Weibchen etwa 15 bis 60 Eier in
bestehende Fraßgänge und Holz-
spalten ab. Auf unebener Holzober-
fläche werden diese gelegentlich
auch dort abgelegt. Die Eier
(0,7 × 0,4 mm) sind mit bloßem
Auge erkennbar. Nach dem Schlupf
können sich die Eilarven selbststän-
dig einen geeigneten Ort zum Ein-
bohren suchen. Die Entwicklung
von der Eilarve bis zur Puppe dauert
etwa 2 bis 3 Jahre.
Im Gegensatz zu weiteren, im
Süden vorkommenden Käferarten
nämlich dem Braunen [
Nicobium
castaneum
] und Gefleckten Faul-
pelz [
Nicobium hirtum
], wird die
Puppenwiege in einem bohrmehl-
freien Gangsegment angelegt, wel-
che lediglich durch zwei nach au-
ßen gewölbte Querwände begrenzt
wird. Daher kann der Südliche Na-
gekäfer seine Metamorphose zum
Käfer weit entfernt von der Holz-
oberfläche vollenden.
Bekämpfung und
wirtschaftliche
Bedeutung
In Deutschland dürfte die wirt-
schaftliche Bedeutung zurzeit eher
vernachlässigbar gering sein, da
dieser Käfer im Süden Europas bzw.
im mediterranen Gebiet beheima-
tet ist. Zukünftig ist jedoch mit
einer weiteren Ausbreitung in Rich-
tung Norden und damit einer Ge-
wichtigkeitszunahme zu rechnen.
Vor Jahrzehnten wurden bereits
schwere Schäden in deutschen und
schweizer Museen beschrieben. Hier
wurden die Käfer durch Leihgaben
an Kunstgut bzw. deren Verpackun-
gen eingeschleppt.
Auch an dem eingangs von mir
erwähnten und untersuchten Ho-
tel in Bonn wurde diese Käferart
mit großer Wahrscheinlichkeit ein-
geschleppt, da dieses Hotel von
südeuropäischen Gästen frequen-
tiert wurde.
Wird dem Nagekäfer ausrei-
chend Zeit gelassen, so kann er
Holz bis zum Versagen der Trag-
fähigkeit zerstören. Momentan ist
es sehr schwer anhand des Schad-
bildes eine Resttragfähigkeit bzw.
den Schädigungsgrad an statisch
tragenden und aussteifenden Bau-
teilen zu ermitteln. Im Zweifels-
fall ist der Ausbau und Ersatz der
Konstruktion erforderlich.
Eine Bekämpfung kann durch
ein vom DIBt zugelassenen Holz-
schutzmittel, eine Begasung oder
eine Heißluftbehandlung erfolgen.
Der vorbeugende chemische Schutz
dürfte durch gegen Anobiiden wirk-
same Insektizide gewährleistet sein.
Betrachtet man die klimatischen
Randbedingungen der in Deutsch-
land festgestellten Befälle (Muse-
umsdepot 18°C/60 % rel. Lft., Hotel
in Bonn 22°C/55 % rel. Lft.), so
ist Holz im normalen Wohnraum-
klima gefährdet. Breitet sich diese
Insektenart tatsächlich aus, so
könnte der vorbeugende chemische
Holzschutz an Bedeutung gewinnen.
[1]
Cymorek, S. „Symposium 1982, Holz-
schutz – Forschung und Praxis“, 1984
by Desowag-Bayer Holzschutz GmbH
[2]
Cymorek, S. „Über den Nagekäfer
Oli-
gomerus ptilinoides
(Wollaston), Col.,
Anobiidae: Verbreitung und Einschlep-
pung, Bestimmung, Lebensbeziehungen
und Befallsmerkmale mit Vergleichen zu
Nicobium
“, Sonderdruck aus: Material
und Organismen 14. Bd. 1979 Heft 2
[3]
Reitter, E. „Fauna Germanica Die Käfer
des Deutschen Reiches“ Bd. III, K.G.
Lutz Verlag Stuttgart 1911
Es schreibt
für Sie:
Dipl.-Ing.
Ekkehard Flohr
Fachbereichs-
leiter Holz-
schutz
An der Hohen Lache 6
06846 Dessau
Telefon: (03 40) 6 61 18 84
Telefax: (03 40) 6 61 18 85
E-Mail:
Schützen & Erhalten · September 2007 · Seite 9
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