Schützen & Erhalten - page 23

DHBV INTERN – Schützen & Erhalten ·Dezember 2001 · Seite V
erersparnis bei Mietimmobilien
infolge der gesenkten Grenzsteu-
ersätze, was die Rendite von Ab-
schreibungsobjekten mindert und
die für Investoren eher ungünstige
Mietrechtsreform (verbesserter
Kündigungsschutz für Mieter und
geringerer Spielraum für Mietan-
hebungen) gegen eine merkliche
Erholung. Bremsend wirken im
Wohnungsbau auch die niedrigen
Mietsteigerungen und die allen-
falls stagnierende Wertentwicklung
von Immobilien. Im Westen wird
sich der Wohnungsbau im Progno-
sezeitraum wieder erholen, wäh-
rend wegen des hohen Angebots-
überhangs von Wohnraum die
Talfahrt im Osten – wenn auch
abgeschwächt – weitergeht. Die
Investitionen in Wohnbauten
werden 2002, nach dem kräftigen
Einbruch um 7,5% in diesem Jahr,
nur noch leicht sinken.
Reale Bauinvestitionen
Die gewerblichen Bauinvesti-
tionen haben nach dem Rückgang
im vergangenen Jahr wieder an
Boden gewonnen. Allerdings wird
sich diese Entwicklung im weiteren
Verlauf dieses Jahres wegen der
erhöhten Unsicherheit der Inve-
storen nicht fortsetzen. Vielfach
dürften bereits begonnene Inve-
stitionsprojekte gestreckt, neue
später in Angriff genommen wer-
den. Gedrückt wird die Entwick-
lung außerdem durch die weiter-
hin hohen Leerstände in Ost-
deutschland. In Westdeutschland
ist dagegen der Überhang bei
Büro- und Verwaltungsgebäuden
weit gehend abgebaut. Zudem
ziehen die Mieten wieder leicht
an, und die Zinsen sind gesun-
ken. Im Jahr 2001 werden die
gewerblichen Bauinvestitionen um
1,9% und im Jahr 2002 um 0,9%
abnehmen.
Bei den öffentlichen Bauinve-
stitionen verstärkt sich der Ab-
wärtstrend in diesem Jahr. Vor
allem die Gemeinden schränken
ihre Investitionsbudgets wegen
der sinkenden Steuereinnahmen
und gekürzter Investitionszuschüs-
se der Länder weiter ein. Im
kommenden Jahr werden die öf-
fentlichen Bauinvestitionen sta-
gnieren. Sollte sich aber die Kas-
senlage von Bund, Ländern und
Gemeinden – anders als hier un-
terstellt – nicht verbessern, wer-
den die öffentlichen Bauinvesti-
tionen auch im Jahr 2002 sinken.
Alles in allem werden sich die
Bauinvestitionen im Prognosezeit-
raum in Westdeutschland stabi-
lisieren; in Ostdeutschland wer-
den sie verlangsamt zurückgehen.
In Gesamtdeutschland beträgt die
Abnahme im Jahresdurchschnitt
in diesem Jahr 5,2% und im näch-
sten Jahr 1,3%.
Nach Auffassung der Institu-
te werden im Jahr 2002 die ex-
pansiven Kräfte allmählich wie-
der die Entwicklung bestimmen.
Sowohl die Nachfrage aus dem
Ausland als auch die im Inland
wird sich beleben. Die industri-
elle Erzeugung werde wieder an
Schwung gewinnen, und der Rück-
gang im Baugewerbe werde ge-
ringer als in diesem Jahr ausfal-
len. Die Leistungen im tertiären
Sektor werden vor allem von den
Unternehmensdienstleistern und
den Bereichen Verkehr und Nach-
richtenübermittlung unterstützt
werden. Im Jahresdurchschnitt
wird daher mit einem realen Wirt-
schaftswachstum von 1,3% ge-
rechnet.
Eckdaten der Prognose
für Deutschland
Die Institute gehen davon aus,
dass die staatliche Defizitquote
in diesem und im nächsten Jahr
mit 2,5% bzw. 2% jeweils um ei-
nen Prozentpunkt über den ur-
sprünglichen Ansätzen liegen
werde. Sie stellen daher heraus,
dass die Finanzpolitik vor einer
schwierigen Aufgabe stehe. Es wird
angeregt, die finanzpolitischen
Maßnahmen stärker an der Diffe-
renzierung zwischen konjunktur-
bedingtem und strukturellem De-
fizit auszurichten. Dies hätte zur
Konsequenz, bei konjunktureller
Schwäche ein dadurch bedingt
höheres Defizit in Kauf zu neh-
men. Das strukturell bedingte
Haushaltsdefizit sollte mittelfri-
stig dagegen konsequent angegan-
gen werden. Folgte man dieser
Strategie, so könnte die für das
Jahr 2003 beschlossene Stufe der
Steuerreform auf das Jahr 2002
vorgezogen werden. Hierdurch
würden die Nachfrage stabilisiert
und die Angebotsbedingungen
weiter verbessert werden. Wich-
tig sei in diesem Zusammenhang,
dass insbesondere die Länder und
Gemeinden ihre Investitionen
nicht weiter kürzten, sondern
DHBV INTERN – INFORMATIONEN NUR FÜR DHBV-MITGLIEDER
Wirtschaftstrends
Eckdaten der Prognose für Deutschland
1998
1999
2000
2001
2002
Bruttoinlandsprodukt
1)
(Veränderung gegenüber
dem Vorjahr in %)
2,0
1,8
3,0
0,7
1,3
Westdeutschland
2)3)
2,2
1,6
3,2
0,7
1,3
Ostdeutschland
3)
1,0
1,4
1,1
0,0
1,0
Erwerbstätige
4)
(1000 Personen)
37611
38081
38706
38740
38754
1)
in Preisen von 1995
2)
Einschließlich Berlin
3)
Berechnungsstand März 2001
4)
Im Inland
wieder erhöhten. Im Jahr 2002
würde die Finanzpolitik mit die-
ser Vorgehensweise konjunktur-
neutral wirken. Das Institut für
Weltwirtschaft, Kiel, vertritt in
diesem Zusammenhang die abwei-
chende Auffassung, den Konsoli-
dierungskurs wie geplant bereits
im kommenden Jahr einzuschla-
gen. Ansonsten würde der finanz-
politische Kurs der Bundesregie-
rung an Glaubwürdigkeit verlieren.
Bliebe im nächsten Jahr die an-
gekündigte Konsolidierung des
Haushaltes aus, werde von den
Privaten zukünftig eine höhere
Steuerbelastung erwartet und
würde das Nachfragepotential un-
mittelbar einschränken, sodass
kein Gewinn für die Konjunktur
eintreten würde.
Die Institute bescheinigen der
EZB ein sachgerechtes Verhalten
in der Geldpolitik. Dies zeige sich
auch in der nochmaligen Zurück-
nahme der Leitzinsen nach den
Anschlägen am 11. September
2001. Es wird erwartet, dass noch-
mals eine Zinssenkung in diesem
Jahr vorgenommen wird, daraus
ergäben sich monetäre Rahmen-
bedingungen, die im nächsten
Jahr positiv auf die Wirtschafts-
konjunktur wirken würden. Ange-
sichts des seit Frühsommer nach-
lassenden Preisschubs sehen die
Institute kein Erfordernis, in der
Lohnrunde des kommenden Jah-
res Nachschlagsforderungen auf-
zumachen. Ankündigungen einer
harten Lohnrunde verfehlten das
Ziel und würden die Erfolgschan-
cen der Stabilitätspolitik der No-
tenbank erheblich beschädigen.
Das Gutachten ist unter den
Internetadressen der beteiligten
wirtschaftswissenschaftlichen
Forschungsinstitute abrufbar (z.B.
).
„
„Im kommenden Jahr werden
die öffentlichen Bau-
investitionen stagnieren.“
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