Schützen & Erhalten - page 22

DHBV INTERN – Schützen & Erhalten · Dezember 2001 · Seite IV
DHBV INTERN – INFORMATIONEN NUR FÜR DHBV-MITGLIEDER
Wirtschaftstrends
Deutsche Wirtschaft am Rande
einer Rezession
Die wirtschaftswissen-
schaftlichen Forschungsin-
stitute haben ihren Bericht
„Die Lage der Weltwirt-
schaft und der deutschen
Wirtschaft im Herbst 2001“
vorgelegt. Darin wird fest-
gestellt, dass sich die deut-
sche Wirtschaft zurzeit am
Rande einer Rezession be-
finde. Das Wachstum des
Bruttoinlandsproduktes
wird in diesem Jahr bei real
0,7% und im Jahr 2002 vor-
aussichtlich bei 1,3% lie-
gen. Der Rückgang der Bau-
investitionen wird sich im
nächsten Jahr mit –1,3%
gegenüber –5,2% in diesem
Jahr deutlich verringern.
Die Institute stellen fest, dass sich
die Konjunktur in der Europäischen
Union seit Jahresbeginn stark
abgekühlt habe. Im zweiten Quar-
tal 2001 sei es sogar zu einer
annähernden Stagnation die ge-
samtwirtschaftlichen Produktion
gekommen. Erschwerend für die
europäischen Ausfuhren wirkte
sich der wirtschaftliche Ab-
schwung in den USA aus. Die Ter-
roranschläge vom 11. September
2001 wirkten in einer Phase kon-
junktureller Schwäche zusätzlich
belastend. In ihren Prognosean-
sätzen gehen die Institute davon
aus, dass es nicht zu weiteren
massiven Anschlägen und zu ei-
ner Ausweitung des Konfliktes
kommen wird. Insofern sehen sie
Chancen, dass im ersten Halbjahr
2002 eine weltweite Erholung der
Wirtschaft einsetzen kann. Der
Ausfall nicht nachholbarer Dienst-
leistungen in den USA wird dort
zu einem Produktionsrückgang in
diesem Jahr führen. Jedoch habe
die Wirtschaftspolitik schnell rea-
giert. In den USA sei die Geld-
politik weiter gelockert worden,
und mit zusätzlichen Programmen
habe die Finanzpolitik Anregun-
gen für die Wirtschaft vermittelt.
Die Notenbanken anderer Länder
senkten ebenfalls die Zinsen. In-
sofern werde die Konjunktur sti-
muliert, wobei sich die Wirkun-
gen aber erst nach und nach ent-
falten würden. Die ursprünglich
für das Jahresende 2001 erwar-
tete leichte Erholung der Wirt-
schaft wird sich erst im Verlauf
des ersten Halbjahres 2002 ein-
stellen.
Unter der Voraussetzung, dass
sich die weltpolitische Lage sta-
bilisiere, werde sich das Vertrau-
en der Unternehmen und der pri-
vaten Haushalte im Jahr 2002
wieder festigen. Insgesamt kön-
ne sich das Bruttoinlandsprodukt
im Euroraum nach 1,5% in die-
sem Jahr im Jahr 2002 um 1,8%
erhöhen.
Erholung um einige
Monate verschoben
Auch für Deutschland erwar-
ten die Institute, dass sich die
wirtschaftliche Lage durch die
Terroranschläge und deren poli-
tischen Folgen nicht nachhaltig
verschlechtern werde. Sie gehen
davon aus, dass diese Ereignisse
die wirtschaftliche Erholung um
einige Monate verschieben. Die In-
stitute erwarten für die zweite
Jahreshälfte 2001 eine Stagnation
der wirtschaftlichen Aktivität,
jedoch keinen Rückgang der Pro-
duktion. Von einer Rezession kön-
ne daher noch nicht gesprochen
werden. Von der konjunkturellen
Abkühlung sei auch im besonde-
ren Maße der Arbeitsmarkt betrof-
fen. Seit Jahresbeginn verringe-
re sich die Zahl der Erwerbstäti-
gen, und die Zahl der Arbeitslosen
nehme zu. Dabei war Westdeutsch-
land stärker von der zunehmen-
den Arbeitslosigkeit als Ost-
deutschland betroffen. Allerdings
habe die Konjunkturschwäche für
Ostdeutschland insofern starkes
Gewicht, als die Industrieproduk-
tion dadurch weniger den anhal-
tenden Rückgang im Baugewer-
be kompensieren könne. Da sich
die Schrumpfung im Baugewerbe
verstärkt habe, falle Ostdeutsch-
land in diesem Jahr weiter hin-
ter Westdeutschland zurück.
Die Institute müssen fest-
stellen, dass sie das Ausmaß des
konjunkturellen Abschwungs in
Deutschland unterschätzt hatten.
Die Schwäche der Weltwirtschaft
war ausgeprägter und die Binnen-
nachfrage weniger robust als ur-
sprünglich angenommen. Insofern
nahmen die Institute ihre Vorher-
sage für das gesamtwirtschaftli-
che Wachstum von 2,1% nunmehr
auf 0,7% für dieses Jahr zurück.
Sie erwarten, dass sich demzufolge
auch die Lage am Arbeitsmarkt
nicht bessern werde und die Zahl
der Arbeitslosen im Durchschnitt
des Jahres 2002 etwa so hoch wie
im Jahr 2001 sein werde. Gün-
stigere Perspektiven werden bei
der Preisentwicklung gesehen. Hier
könnte die diesjährige Inflations-
rate von 2,5% im nächsten auf
1,5% zurückgehen.
Die Investitionsneigung wird
schwach bleiben. Allerdings se-
hen die Wissenschaftlicher nach
einem Rückgang der Anlageinve-
stitionen um real 2,7% in diesem
Jahr einen geringfügigen Anstieg
um 0,6% im Jahr 2002 als mög-
lich an. Die negative bzw. unbe-
friedigende Entwicklung resultiert
aus den Verläufen bei den Bau-
investitionen, denn bei den Aus-
rüstungsinvestitionen könnte nach
Auffassung der Institute in die-
sem Jahr eine geringfügige Zu-
nahme um 0,3% und im nächsten
Jahr ein Anstieg um 2,7% zu ver-
zeichnen sein. Die Bauinvestitio-
nen würden gemäß diesen Berech-
nungen einen Rückgang um 5,2%
und im nächsten Jahr um 1,3%
aufweisen. Die Darlegungen zu den
Bauinvestitionen lauten wie folgt:
Geringere Bremswirkung
durch Bauinvestitionen
Der Rückgang der Bauinvesti-
tionen hat sich im ersten Halb-
jahr 2001 beschleunigt. Die Ab-
wärtsbewegung
wird vom
Wohnungsbau dominiert, während
sich im Wirtschaftsbau in der er-
sten Hälfte dieses Jahres leicht
positive Tendenzen zeigten.
Die Investitionen im Woh-
nungsbau sind seit zwei Jahren
rückläufig. Besonders ausgeprägt
war die Abnahme beim Eigenheim-
bau. Die Stabilisierung der Bau-
genehmigungen für Ein- und Zwei-
familienhäuser deutet allerdings
auf ein Ende der Talfahrt in die-
sem Segment hin. Auch gehen im
Geschosswohnungsbau die Geneh-
migungen nicht mehr zurück. Je-
doch sprechen die geringere Steu-
Reale Bauinvestitionen
2000
2000
2001
2002
Anteil in % Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Wohnbauten
58,1
-2,7
-7,5
-1,7
Nichtwohnbauten
41,9
-2,3
-2,1
-0,7
Gewerblicher Bau
29,0
-2,5
-1,9
-0,9
Öffentlicher Bau
12,8
-1,9
-2,3
-0,3
Bauinvestitionen
100
-2,5
-5,2
-1,3
1)
in Preisen von 1995.
Quellen: Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Institute; 2001 und 2002: Prognose der In-
stitute.
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