Schützen & Erhalten - page 10

gebäude in bester Innenstadtlage.
Ursprünglich sollten nur die Balkone
malermäßig instand gesetzt werden
(Bild 8). Im weiteren „Malergesche-
hen“ hat sich herausgestellt, dass
die Balkone soweit zerstört waren,
dass sie komplett abgerissen wer-
den mussten. Anfänglich glaubten
alle Beteiligten mit dem Abriss und
Neubau ist die Sache erledigt. Das
Eckhaus entpuppte sich aber als
das berühmte „Fass ohne Boden“,
So zeigten sich die Balkenköpfe
neben den Balkonträgern in einem
auf Bild 9 dargestellten Zustand.
Dies war Anlass für eine umfassen-
de Untersuchung aller Balkenköpfe
- und zwar von außen (Bild 10).
Eine Diagnose von innen konnte
nicht durchgeführt werden, da ei-
nige Etagen als Arztpraxen genutzt
wurden und die konstruktive Situ-
ation es nicht zuließ. An fast allen
Balkenköpfen befanden sich Fäul-
nisschäden, manche durch den Ech-
ten Hausschwamm verursacht. Aus
der Sicht des Tragwerkplaners war
die Standsicherheit nicht mehr ge-
geben, so dass alle Balkenauflager
vom Erd- bis Dachgeschoss abge-
steift werden mussten – und dies
unter genutzten Bedingungen. Nach
dem leer räumen der Wohnungen
und mit Beginn der Sanierungs-
arbeiten kam der gesamte Pfusch
der Vergangenheit zum Vorschein.
Beispielsweise wurden damals vom
Echten Hausschwamm befallene
Balken ohne Beachtung des Si-
cherheitsbereiches abgeschnitten,
mit einem Stahlträger unterfangen
und das ehemalige Balkenkopfauf-
lager mit Beton ausgegossen. Die
alte Dielung wurde zu Einschubbret-
tern umfunktioniert (Bild 11). Die
Einbaufeuchte des Betons führte
zur Reaktivierung des Echten Haus-
schwamms und zur weiteren Aus-
breitung in den Deckenhohlräumen
(Bild 12). Andere Feuchteursachen
waren nicht nachweisbar. Für die
minderwertige Leistung von damals
müssen die Bauherren heute doppelt
und dreifach bezahlen.
Unerwartete Sanierungsaufwen-
dungen führen immer zu unkalku-
lierbaren Kostenerhöhungen, die in
der Regel der Bauherr tragen muss.
Gründliche Untersuchung, solide
Vorplanung und fachgerechte Ar-
beiten durch qualifizierte Firmen
sind die Voraussetzungen einer
planbaren und qualitativ hochwer-
tigen Leistung – und dies kostet
nun mal Geld!
Jedem sollte klar sein, dass
man nicht für immer weniger Geld
immer mehr Werte schaffen kann,
dies verbietet das Gesetz der Wirt-
schaft. Anderenfalls kommt es zu
einem unausgewogenen Preis-Leis-
tungs-Verhältnis. Die Leistung wird
einfach nur „billig“. Die Diskrepanz
im Preis-Leistungs-Verhältnis ist der
Motor der Pfuscharbeit. Statt Wer-
te werden „Scheinwerte“ gebildet.
Die Leistung kann nur minderwer-
tig sein.
John Ruskin, einem im 19.
Jahrhundert lebenden englischen
Schriftsteller und Sozialphilosophen
wird folgendes Zitat zugeschrieben:
„Nehmen Sie das niedrigste Angebot
an, müssen Sie für das Risiko, das
Sie eingehen, etwas hinzurechnen,
und wenn Sie das tun, dann haben
Sie auch genug Geld, um für etwas
Besseres zu bezahlen“
Bildnachweis:
Bilder 1 bis 12: Ing.-Büro E. Flohr GmbH
Beton
Deckenbalken
Stahlträger
A
8
Denkmalgeschützte
Außenfassade eines Mehr-
familienhauses.
9
Zerstörter Balkenkopf
neben dem Balkonträger.
10
Von außen freigelegte
Balkenauflager (Pfeile)
11
Unfachmännischer Rück-
schnitt und Sanierung
eines Balkenkopfes.
12
Schwammbefallsbereich
nach erfolgter Sanierung.
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A
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Schützen & Erhalten · März 2010 · Seite 10
Fachbereiche
Holzschutz
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