Schützen & Erhalten - page 28

verfahren mit Bohrmehlabsaugung/Luftkühlung,
z. B. Kernbohrgerät). Der Durchmesser des Kerns
sollte ca. 40mm betragen.
Bei einreihiger waagrechter Bohrlochket-
te ist die Probeentnahmestelle mittig, waage-
recht zwischen zwei Injektionskanälen anzu-
ordnen (Abb. 3).
Bei zweireihiger waagrechter Bohrlochkette
ist die Bohrkernentnahme so anzuordnen, dass
sich diese waagerecht in der Mitte zwischen obe-
rer und unterer Injektionsebene sowie in senk-
rechter Verlängerung eines Injektionskanals der
unteren Injektionsebene befindet (Abb. 4).
Bei geneigten Injektionskanälen erfolgt der
Ansatz der Bohrkrone je nach dem, ob eine ein-
oder zweireihige Bohrlochkette vorliegt, gemäß
Abbildung 3 bzw. 4, wobei der Neigungswinkel
der Kernbohrung dem Winkel der Injektionska-
näle folgt.
Die Beprobungen erfassen jeweils den gesam-
ten Wandquerschnitt, wobei selbstverständlich
darauf zu achten ist, dass bereits ausgeführte
Vertikalabdichtungen keinen Schaden nehmen.
Die Entnahme der Proben erfolgt frühestens
72 Stunden nach der Dichtstoffapplikation. Die
gewonnenen Prüflinge sind unmittelbar luftdicht
zu verschließen. Als mögliches Bohrergebnis
sind prinzipiell folgende Kernzusammensetzun-
gen denkbar (Abb. 5a–d).
Anzustreben ist ein Prüfling entsprechend
Abb. 5a, wobei die Länge ca. 8 cm betragen
soll. Werden hiervon abweichende Bohrkerne
zur Prüfung herangezogen, muss zwischen Stein
und Mörtel eine feste, kapillaraktive Verbindung
bestehen. Je Objekt sollen mindestens 3 Kerne
bzw. alle 25m 1Kern aus der Injektionsebene
sowie die gleiche Anzahl von Referenzproben
entnommen werden. Der Abstand zwischen den
Probeentnahmestellen soll gleichmäßig aufge-
teilt werden, wobei kritische Bereiche (z. B. Ge-
bäudeaußenecken) oder Wandabschnitte, die be-
sonders hohe Durchfeuchtungsgrade aufweisen,
unbedingt mit einzubeziehen sind. Die Bohrka-
näle sind unmittelbar nach der Probenentnah-
me mit einem geeigneten Mörtel vollständig,
kraftschlüssig zu verfüllen.
Die Referenzproben werden vor der Applikati-
on des Dichtstoffs aus der Injektionsebene gewon-
nen. Ist dies im Vorfeld nicht erfolgt, so sind die
Referenzproben aus vergleichbaren Wandabschnit-
ten zu entnehmen. Prüflinge und Entnahmestellen
sind zu dokumentieren. Die Entnahmetiefe sowie
die Orientierung im Bezug auf die raumseitige
Wandoberfläche sind anzugeben.
Miteinander zu vergleichende Proben müs-
sen dasselbe Bohrkernprofil (s. Abb. 5) aufwei-
sen sowie in Länge, Durchmesser und Material-
zusammensetzung einander entsprechen. Darü-
ber hinaus sind der eingesetzte Dichtstoff, die
Art der Applikation, die Verbrauchsmengen, der
Zeitpunkt der Injektion, der Durchfeuchtungs-
grad der Injektionsebene bzw. der Prüflinge, die
relative Raumluftfeuchte sowie die Innen- und
Außentemperatur zu dokumentieren.
Als Maßstab für die Wirksamkeit des Dicht-
stoffs gilt der effektive Feuchtedurchsatz (Fd) in
Gramm pro Tag bezogen auf die Saug- bzw. Ver-
dunstungsfläche des Bohrkerns [g/(d cm²)].
Zur Bestimmung des Feuchtedurchsatzes
werden die Zylindermantelflächen der Kerne
mit einem nicht in den Prüfling eindringenden,
wasser- und dampfundurchlässigen Dichtstoff
abgesperrt und wie in Abb. 6 dargestellt, mit
Feuchtigkeit beaufschlagt. Die Prüfanordnung ist
über einen Zeitraum von 5 Tagen in Intervallen
von 24 Stunden auf 0,01g genau zu wiegen. Die
Lagerung erfolgt bei 20° C (+ 2° C), 50% relati-
ver Luftfeuchte (+ 5 %), die Luftbewegung soll
0,15 m/s nicht überschreiten.
Der Wasserstand im Prüfbehälter beträgt min-
destens 1 cm, darf die Oberkante des kapillarak-
tiven Schaumstoffs jedoch nicht übersteigen.
Zu erfassen sind je Probe der tägliche und
der mittlere Feuchtedurchsatz bezogen auf den
Beobachtungszeitraum von 5 Tagen sowie der
über alle Proben eines Typs (Referenzprobe o.
Injektionsprobe) ermittelte Durchschnittswert.
Die Messergebnisse werden tabellarisch und gra-
phisch dargestellt.
Hiernach sind die Prüflinge im Trocken-
schrank bei 40° C über 24 Stunden bzw. bis zur
Gewichtskonstanz zu trocknen und der effektive
Feuchtedurchsatz nach Abkühlung der Probekör-
per auf 20° C erneut zu bestimmen. Referenz-
proben sind grundsätzlich vorab zu trocknen.
Aus
[5]
ist zu entnehmen, dass ein Teil der zur
nachträglichen Querschnittsabdichtung einge-
setzten Injektionsstoffe seine volle Wirksam-
keit erst nach einmaliger Trocknung entfaltet.
Die Trocknung der injizierten Prüflinge kann so-
mit als eine Art Zeitraffer verstanden werden.
Die Differenz zwischen dem mittleren effekti-
ven Feuchtedurchsatz der Referenzproben (Fd
øR
)
und dem mittleren effektiven Feuchtedurchsatz
der injizierten Proben nach erfolgter Trocknung
(Fd
øT
) gibt Auskunft über die maximal erzielba-
re Sperrwirkung.
Die Differenz zwischen dem mittleren effekti-
ven Feuchtedurchsatz im Entnahmezustand (Fd
øE
)
und dem mittleren effektiven Feuchtedurchsatz
nach erfolgter Trocknung (Fd
øT
) gibt Auskunft
über die zum Zeitpunkt der Probenentnahme
bereits erzielte Sperrwirkung.
Die Injektion gilt als erfolgreich, wenn 2/3
der Prüflinge gegenüber dem an der Gesamt-
heit aller Referenzproben ermittelten Durch-
schnittswert einen um 80% reduzierten effek-
tiven Feuchtedurchsatz aufweisen und 1/3 der
Prüflinge einen um 50% verminderten effektiven
Feuchtedurchsatz nicht unterschreiten bzw. der
Feuchtetransport soweit reduziert wurde, dass
sich unmittelbar oberhalb der Injektionsebe-
ne die Ausgleichsfeuchte des Mauerwerks ein-
stellen kann.
Literatur
[1] DIN 4117, Abdichtung von Hochbauten gegen Erd-
feuchtigkeit, Ausgabe 06. 1950
[2] DIN 4117, Abdichtung von Bauwerken gegen Bo-
denfeuchtigkeit, Ausgabe 11. 1960
[3] R. Ahnert u. K. H. Krause, Typische Baukonstruktio-
nen von 1860 bis 1960, Band 1, 6. Auflage, Verlag
Bauwesen/Berlin 2000
[4] M. Balak u. A. Pech, Mauerwerkstrockenlegung - von
den Grundlagen zur praktischen Anwendung, Sprin-
ger-Verlag/Wien 2003
[5] H. R. Sasse u. G. Pleyers, Reduzierung von Mauer-
werksfeuchte – Untersuchung und Entwicklung che-
mischer Bohrlochinjektionsverfahren als wirksame
Horizontalsperre für den nachträglichen Einbau in
Ziegelmauerwerk, Teil 1 – Wassergesättigtes Mau-
erwerk, Forschungsbericht F 2329, Fraunhofer IRB
Verlag/Stuttgart 1998
[6] A. H. Holm u. H. Venzmer, Hohe Erwartungen und
begrenzte Erfolgsaussichten – Sanierungskonzepte
auf dem Modellierungsprüfstand, 13. Hanseatische
Sanierungstage, Qualität und -Bewertung in der
Bauwerkssanierung, Verlag Bauwesen/Berlin 2001
Dipl.-Ing. Ralf Lindner
Lindner – Ing.-Büro f. Bauwerksdiagnostik
Oberwall 65, 42289 Wuppertal
Telefon (0202) 705160
Praxis
Abb. 6:
Möglicher Versuchs-
aufbau zur Bestimmung
des effektiven Feuchte-
durchsatzes.
Abb. 5.
Schützen & Erhalten · Juni 2009 · Seite 28
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