Schützen & Erhalten - page 22

Stadium sehr schnell auf die Veränderung der
Umweltbedingungen reagiert. Stoffwechselstö-
rungen werden durch Veränderung der Farbe an-
gezeigt. Auch das ist ein Hinweis darauf, dass
z. B. der Hausschwamm noch aktiv ist.
Unverständlich ist aber die Praxis einiger
Sachverständiger, die aus einem 2–5mm langen
vereinzelt im Mörtel vorkommenden Geflechtstück
eine Riesenpanik verursachen und auf dieser
Basis bei trockenem Mauerwerk zu einer um-
fangreichen Bohrlochtränkung der Wand raten.
Auch die damit einsetzende Untersuchungswut
ist nicht berechtigt. Das WTA-Merkblatt „Haus-
schwamm“ gibt eindeutige Hinweise, was z. B.
bei Decken auf ein Pilzwachstum hinweist (das
auch ein Hausschwammwachstum sein kann).
Häufig lassen sich umfangreiche Freilegungen
durch logisches Denken vermeiden. Letztend-
lich sieht die Praxis doch so aus, dass der un-
wissende Gebäudeeigentümer dem Untersuchen-
den (und damit dem Sanierenden) erst einmal
hilflos ausgeliefert ist. Das ist nicht immer so,
aber es kommt häufiger vor und ist auch regio-
nal unterschiedlich anzutreffen.
Um 1990 war der Feuchtigkeitsgehalt in der
Wand, den der Hausschwamm zum Leben braucht,
nicht näher benannt. Es gab zwar Hinweise von
Rypácek (1965, deutsche Übersetzung aus dem
Tschechischen), dass der Hausschwamm mit
recht geringen Feuchten in der Wand und dem
Holz auskommt, aber prozentuale Angaben sind
nicht bekannt gewesen.
Also wurden, bewaffnet mit CM-Messgerät,
alle möglichen Schwammvorkommen feuchte-
technisch untersucht. Danach stellte sich für den
Verfasser heraus, dass Feuchtigkeiten in Ziegel-
steinmauerwerk von 3–5% über der normalen
Ausgleichsfeuchte (1%) für den Hausschwamm
zum Leben ausreichend waren. Höhere Feuchten
in der Wand, z. B. um 15%, haben das Haus-
schwammwachstum nicht unterstützt. Es hat-
te sogar den Anschein, dass bei einer weiteren
Zunahme einer vormals geringen Feuchtigkeit
in der Wand der Hausschwamm sein Wachs-
tum einstellt.
Die Messorgien wurden mehrere Jahre bei
entsprechenden Gebäudeuntersuchungen durch-
geführt. Der Verfasser hat es damals versäumt
eine genaue Buchführung für die Messungen
anzulegen. Entstanden ist letztendlich nur ein
Gefühl für den Umgang mit Hausschwamm auf
und in feuchten Wänden auch in Abhängigkeit
davon, um welchen Wandaufbau es sich handelt.
Auf der anderen Seite verführen solche Mess-
werttabellen für unterschiedliche Mauerwerke
letztendlich auch weniger erfahrene Sachver-
ständige zu deren Anwendung. Aus der Sicht des
Verfassers ist das sehr gefährlich, wenn lediglich
Messwerte übernommen werden ohne eigene Er-
fahrung vorzuweisen.
Jeder Sachverständige muss praktisch für sich
einen Weg finden, wie er mit den unterschied-
lichen Stadien des Hausschwammes umgeht und
wie er sie erkennt. Hier spielt die persönliche
Erfahrung eine große Rolle. Daher ist es auch
sinnvoll, dass ältere den jüngeren Sachverstän-
digen darüber berichten, welche Erfahrungen
vorliegen. Labortests sind auch nicht immer
wirklich hilfreich für die Praxis.
Technische Grundlage der Haus-
schwammsanierung
Wie bereits oben berichtet, benötigt der
Hausschwamm Wasser, kann aber auch in ge-
wissem Umfang Feuchtigkeit beim Abbau des
Holzes erzeugen. Bei aktivem Hausschwamm
ist deshalb bei der Sanierung große Vorsicht
geboten.
Die wichtigste Forderung der Hausschwamm-
sanierung im Mauerwerk ist, dass nach der Sa-
nierung keine Feuchtigkeit mehr in der Wand
ist und keine Feuchtigkeit mehr zugeführt wird.
Kann ein solches Mauerwerk nicht hergestellt
werden, darf kein Holz mehr eingebaut werden.
Schwieriger wird es mit Mauerwerk, das vom
Hausschwamm durchsetzt und trocken ist. Wa-
rum ist keine Feuchtigkeit mehr vorhanden? Erst
wenn diese Frage geklärt werden kann, kann auch
über die Sanierung nachgedacht werden. Kann
in einem solchen Mauerwerk, bei dem nicht klar
ist, warum die Feuchtigkeit nicht mehr vorhan-
den ist, erneut Feuchtigkeit einwirken, dann
kann der Hausschwamm auch weiterwachsen.
Niemand kann am trockenen Mauerwerk fest-
stellen, wie lange die Feuchtigkeit beseitigt
ist. Gerade bei dicken Wänden gibt es das Pro-
blem, dass die Wand im Inneren sehr langsam
abtrocknet, manchmal über Jahre und solange
wird der Hausschwamm dort in lebensfähiger
Form vorliegen.
Eine erneute Wasserzufuhr bei einem sol-
chen Mauerwerk führt dazu, dass sich der Haus-
schwamm praktisch gesehen an sich selbst wei-
ter ausbreitet, das heißt also einen Teil seines
Geflechtes auflöst und an einem anderen Ende
des Geflechtes anlagert, um sich so in der Wand
zumindest begrenzt ausbreiten zu können. Am
wichtigsten ist daher die möglichst schnelle Be-
seitigung von Feuchtigkeit. Je schneller ein Mau-
erwerk trocknet, umso geringer ist die Gefahr,
dass der Hausschwamm Arthrosporen ausbildet.
Wenn zudem noch für die Austrocknung der Wand
Hitze eingesetzt wird (konvektive Trocknung,
Infrarottrocknung, Mikrowellentrocknung), wird
der Hausschwamm auch über seine Hitzeemp-
findlichkeit abgetötet, sodass nach einer sol-
chen Sanierung der Hausschwamm tatsächlich
tot in der Wand ist. (Siehe auch Regelsanierung
DIN68800 Teil 4, Abs. 8.2.1.1)
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch,
dass in einer nassen Wand eine Bohrlochträn-
kung dem Hausschwamm letztendlich nichts an-
haben kann. Zwar verhindert diese Bohrlochim-
prägnierung erst einmal das weitere Ausbreiten
des Hausschwamms, aber je nach Feuchtegehalt
und Beschaffenheit des Mauerwerks kann sich
das Schwammsperrmittel in der Wand verdün-
nen und magert so ab, dass die Wirksamkeits-
konzentration in der Wand unterschritten wird.
Aus der Sicht des Verfassers ist daher die che-
mische Bohrlochtränkung in der Wand ohne be-
gleitende Maßnahmen äußerst fraglich für einen
umfassenden Erfolg.
Die Forderung bei der Schwammsanierung
lautet, dass die Feuchteursache gefunden wird,
abgestellt wird und möglichst schnell das Mau-
erwerk getrocknet wird. Ähnlich sieht es beim
Holz aus.
Wenn Hausschwamm auf dem Holz wächst
und die Verbindung des Hausschwamms zum
feuchten Mauerwerk unterbrochen wird, dann
kann der Hausschwamm nur so lange wachsen,
wie das Holz noch genügend Feuchtigkeit auf-
weist. Wird aber auch das Holz möglichst schnell
getrocknet, hört der Hausschwamm auch hier auf
zu wachsen. Wird mit Hitze getrocknet, dann
wird der Hausschwamm dabei auch auf dem
Holz abgetötet.
Die Herausforderung ist, schon bei der Un-
tersuchung zwischen Mauerwerk und Holz zu un-
terscheiden und tatsächlich auch alle Holzvor-
kommen in der Wand zu klären. Dabei spielt das
Alter eines Gebäudes eine wesentliche Rolle, da
je nach Erstellungszeit unterschiedliche Gepflo-
genheiten am Bau geherrscht haben. So wurden
z. B. um 1850, weil Bohrmaschinen noch nicht
so weit verbreitet waren, zur Befestigung von
Bildern an der Wand Holzdübel in das Fugen-
netz des Mauerwerks eingefügt, damit ein Bild
mit einem einfachen Nagel aufgehängt werden
konnte. Wird dieser Holzdübel übersehen und
die Wand soll natürlich trocknen gelassen wer-
den, kann an dieser Stelle Hausschwammbefall
weiter wachsen, bis die Wand ausreichend ge-
trocknet ist.
Fachbereiche
Sachverständige
Eine PC-gesteuerte Lüftungsanlage in Schloß Türnich
öffnet bei geeigneten Bedingungen über Servos die
Fenster zum Austrocknen des Mauerwerks.
Schützen & Erhalten · Juni 2014 · Seite 22
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