

Schützen & Erhalten · Dezember 2016 · Seite 22
d. h. abhängig von der Kristallstruktur der Kör-
ner kann der thermische Ausdehnungskoeffizi-
ent richtungsabhängig variieren. Dadurch kommt
es im Mikrobereich zu einer unterschiedlichen
Ausdehnung, was letztendlich zu einer Locke-
rung des Gefüges führt. [9, 13] Die chemische
Verwitterung von Naturstein beruht im Wesent-
lichen auf der schädigenden Wirkung von Wasser
und darin gelöstem Kohlendioxid oder schwef-
liger Säure (saurer Regen). Dabei gehen die im
Gestein gebundenen Mineralien in Lösung, bei
direktem Wasserangriff zumeist Natriumchlo-
rid, Ammoniumsalze, Gips oder Kalkspat. Weit-
aus mehr Verbindungen werden durch Säurean-
griff aus dem Gestein gelöst und z. B. in Salzen
gebunden. Dabei ist insbesondere die Reaktion
von Kalkspat mit Kohlensäure hervorzuheben,
als Folge davon verlieren viele Natursteine ihre
Festigkeit, da das Bindemittel verloren geht. Si-
likatische Gesteine hingegen sind aufgrund des
Dissoziationsgleichgewichtes der Kieselsäure
vor einem Säureangriff geschützt. Erst im alka-
lischen Milieu kommt es zu einer Auflösung des
silikatischen Netzwerkes und der Bildung von
Verwitterungsgesteinen wie Saponite. [5, 9, 13]
Werksteine, d. h. künstliche/technische Ge-
steine entstehen aus „natürlichen Zutaten“ wie
unterschiedlich gefärbte Sande, Bindemittel und
auch künstlichen Zuschlägen, welche bei hohen
Temperaturen gebrannt und mit Hochdruck ver-
presst werden. Nachbehandlungen wie Flammen-
politur erzeugen attraktive Oberflächen, welche
durchaus mit Marmoroberflächen vergleichbar
sind. Durch den Einsatz von Leichtzuschlägen
sind diese Baustoffe trotz vergleichbarer Fes
tigkeit und höherer chemischer Beständigkeit
leichter als ihre natürlichen Verwandten, was eine
Reihe neuer Einsatzmöglichkeiten mit gleich-
zeitiger Kosteneinsparung mit sich bringt. [13]
Eine besondere Rolle unter den Werksteinen
spielen Betone. Beton ist vielseitig einsetzbar
vom Straßenbelag bis hin zum farbig gestal-
teten Schmuckelement. Beton ist ein in einer
chemischen Reaktion aushärtendes Gemisch aus
Zement, grobkörnigen Zusätzen wie Quarzsand,
Gips, Kalk, Wasser und weiteren Zusätzen wie
Asphalt, Cellulose und Schaumstoffen. Durch
die Auswahl der Zusätze kann Beton sehr un-
terschiedliche Materialeigenschaften vorweisen.
[13, 15] So viele Betone und Spezialbaustoffe es
gibt, so unterschiedlich können Art und Umfang
der Betonkorrosion ausfallen. Erwartungsgemäß
ist die Korrosionsbeständigkeit des Betons ab-
hängig von dem verwendeten Zement und den
eingesetzten Zuschlagstoffen. Gemeinhin kann
jedoch gesagt werden, dass eine chemische Um-
setzung der enthaltenen Calciumverbindungen
erfolgt. Hierbei spielen Säuren wie Kohlensäu-
re, Schwefelsäure oder Salpetersäure und saure
Salzlösungen (Chlorid-, Ammoniumlösungen z.B.
aus dem Meerwasser oder Landwirtschaft) eine
große Rolle. Dabei kommt es zu einer Entcarbo-
natisierung des Betons, als Folge davon verliert
der Beton seine Festigkeit und zerbröselt. Was-
serlösliche Korrosionsprodukte werden aus dem
Beton herausgespült. Schwerlösliche Salze hin-
gegen verbleiben in den Porenräumen. Durch die
Volumenvergrößerung führen sie zur treibenden
Korrosion, vergleichbar mit der Salzsprengung
im Naturstein. [7, 9, 13, 15]
Pilze gefährden den Naturstein durch die
Produktion organischer Säuren wie Oxal- oder
Fumarsäure. Dabei chelatisieren sie Carbona-
te und Silikate. Die dabei entstehenden Salze
(z. B. Whedellit) sind schwer löslich, fallen so-
fort aus und besitzen ein großes Volumen. Salz-
sprengungen sind die Folge. Gleichzeitig werden
die Bindemittel biogen aufgelöst, der Werkstoff
Fachbereiche
Schimmelpilze
Aufschüsseln eines Farbanstrichs, darunter verdächtig
grün-schwarze Verfärbungen, vergleichsweise wenig
direkt auf der Farboberfläche.
Algen und Pilze fühlen sich wohl unterhalb der Farb-
schicht, ihr Hinterwachsen der Farbschicht ist verant-
wortlich für das Aufschüsseln.
Im Querschnitt zeigt sich, wie Pilze und Algen die
Farbschicht aber auch den darunter liegenden Putz
angreifen, dieser Bereich ist bindemittelverarmt.