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AZ_92x134_Lunofresh_Schützen_Erhalten_RZ.indd 1 01.07.15 11:08Fachbereiche
Schimmelpilze
Beispiel für die Typ-IV-Allergie ist
das allergische Kontaktekzem. Diese
Reaktionen können bei sensibilisier-
ten Personen bereits durch geringe
Sporenkonzentrationen ausgelöst
werden (7).
Wer ist tatsächlich
gefährdet?
Infektionen durch Schimmel-
pilze sind sehr selten und betref-
fen nur eine sehr kleine Personen-
gruppe, die tatsächlich aufgrund
fehlender Abwehrmechanismen in-
fektionsanfällig ist. Diese Gruppe
lässt sich sehr genau eingrenzen
auf die vom Robert Koch-Institut
eingeführten Risikogruppen. Pati-
enten, die in diese Risikogruppe
einzuordnen sind, haben schwere
Vorerkrankungen, die zu einem ab-
geschwächten und ganz fehlenden
Immunsystem führen. Infektionen
durch Schimmelpilze innerhalb die-
ser Personengruppe haben schlech-
te Prognosen, sodass hier weitrei-
chende Vorsorgemaßnahmen not-
wendig sind. Wie das im Einzelnen
zu realisieren ist, hat das Robert
Koch-Institut in einer Broschüre
zur Gestaltung des Wohnumfeldes
immunsupprimierter Personen zu-
sammengefasst (5, 8). Im Gegensatz
dazu ist der
Immunkompetente,
also
der normalgesunde Durchschnitts-
bürger, durch eine Infektion so gut
wie nicht gefährdet. Auch Schwan-
gere sind nicht stärker gefährdet,
eine Schimmelpilzinfektion zu erlei-
den. Gleiches gilt für Neugeborene
und Kleinkinder, wobei hier Früh-
chen und Kinder mit Mukoviszidose
ausgenommen sind, die ein höheres
Risiko tragen (6).
Vergiftungserscheinungen sind
bei Schimmelpilzbefällen in Innen-
räumen als Folge einer Baustoff-
besiedlung eher unwahrschein-
lich. Schimmelpilze können zwar
nennenswerte Toxine produzieren,
müssen es aber nicht zwangsläu-
fig tun. Auch die Toxinbildung ist
von äußeren Einflüssen abhängig.
Weil z. B. die Lebensbedingungen
nicht stimmen oder es der Serotyp
(Variationen in der Art) gar nicht
vorsieht. Mykotoxine werden durch
die Hyphen in das Substrat, also
an den Baustoff abgegeben. Auf-
nahmepfad wäre ein Kontakt über
die Schleimhäute, Haut oder über
Nahrung. Eine Inhalation ist sehr
unwahrscheinlich, auch wenn beim
Kawasaki-Syndrom (Intoxikation
mit Toxinen der Hefe Candida albi-
cans) eine Übertragung durch die
Luft vermutet wurde. Inhalatorische
Aufnahme dürfte eher bei Endotoxi-
nen in der Abwasserwirtschaft oder
Mykotoxinfreisetzung in der Land-
wirtschaft eine größere Rolle spie-
len (Organic Dust Toxic Syndrome
ODTS). Im Innenraum ist es wahr-
scheinlicher, produktionsbedingt
mit Toxinen belastete Lebensmit-
tel (z. B. Aflatoxin bei Nüssen) zu
konsumieren. Eine Intoxikation ist
im Sanierungsfall ebenfalls nahezu
unwahrscheinlich, es sei denn, es
wird eklatant gegen die Baustellen-
hygiene verstoßen (11).
Was aber den Großteil der Er-
krankungen ausmacht, sind Sen-
sibilisierungen und Allergien. Wie
bereits ausgeführt, kann es jeden
treffen, ohne dass im Vorfeld auszu-
machen ist, wer, wann und warum.
Daher ist in der Bewertung mög-
licher Gesundheitsgefährdungen
die sensibilisierende Wirkung in den
Vordergrund gerückt. Insbesondere
in der Schimmelschadensanierung.
Der hier praktizierte Arbeitsschutz
dient auch zur Vermeidung der sehr
seltenen, aber fast ausschließlich
am Arbeitsplatz auftretenden exo-
genallergischen Alveolitis (EAA=
Hypersensitivitätspneumonie). Aus-
gelöst wird diese Erkrankung durch
eine wiederholte Exposition gegen-
über sehr hohen Sporenkonzentrati-
onen um 106 bis 1010 Sporen/m3,
wie sie im Innenraum ausschließ-
lich bei Sanierungsarbeiten in den
Gefährdungsklassen 1, 2 und 3 der
BG Bau zu erwarten sind (9). Eine
dauerhafte Sporenexposition kann
die EAA in eine Lungenfibrose über-
führen und damit zu spezifischen
Berufserkrankungen wie der Far-
merlunge. Eine milde Verlaufsform,
die sich auch wieder vollständig
zurückbilden kann, ist die Mucous
Membrane Irritation, MMI (6, 7).
Bewertung einer Gesund-
heitsgefährdung
Auf der einen Seite können
Schimmelpilze tödlich verlaufende
Infektionen auslösen, auf der ande-
ren Seite ist der Immunkompetente
bei Innenraumbelastungen so gut
wie gar nicht infektionsgefährdet.
Sensibilisierungen kann sich aber
jeder erwerben, die Wahrschein-
lichkeit einer Sensibilisierung ge-
genüber Schimmelpilzen und Be-
gleitorganismen ist in Wohnungen
mit sichtbarem Schimmelpilzbefall
erhöht. Und bei sehr hohen Bela-