Schützen & Erhalten - page 31

Schützen & Erhalten · September 2004 · Seite 31
– Beheizung der gefährdeten
Wandbereiche über eine par-
tiell zu installierende Sok-
kelleistenheizung, die z.B.
als Warmwasser- oder Elek-
troheizung ausgelegt wird
und mit dem vorhandenen
Heizsystem kombiniert wer-
den kann. Durch diese Nied-
rigtemperaturheizung erfolgt
eine Erhöhung der Wandtem-
peratur, weil die im Sockel-
bereich erwärmte Luft durch
Konvektion nach Oben
strömt und die Wandflächen
beheizt. Die dann wenige °C
wärmeren Oberflächen rei-
chen in vielen Fällen aus,
um das Schimmelpilzwachs-
tum einzustellen.
– Beheizung der gefährdeten
Wandbereiche über soge-
nannte Wandflächenheizun-
gen. Hierbei kommt es zu
einer gleichmäßigen Erhö-
hung der Oberflächentempe-
raturen in der gesamten
Wandfläche.
– Nachträgliche Dämmmaß-
nahmen im Außenbereich,
z.B. durch das Anbringen
eines Wärmedämmverbund-
systems (WDVS). Durch Ver-
besserung des U-Wertes ei-
ner Außenwand kühlen die
Innenseiten der Wände nicht
mehr so stark aus und ver-
ringern somit die Gefahr in
kritische Oberflächentemper-
arturbereiche zu gelangen.
Allerdings sind solche nach-
träglichen Außendämmmaß-
nahmen in aller Regel nur
dann möglich, wenn auch
die Fenster erneuert werden,
da durch das Aufbringen
einer zusätzlichen Dämm-
schicht auch die Fensterebe-
ne weiter nach Außen ver-
setzt werden muss, um das
Gesamtbild der Fassade zu
wahren.
– Nachträgliche Maßnahmen
im Innenbereich, z.B. das
Aufbringen eines Schimmel-
sanierputzes. Dieser neuartige
Putz wirkt in seinen tech-
nischen Eigenschaften be-
züglich des Feuchte- und
Wärmetransports den gän-
gigen Schimmelpilzmecha-
nismen entgegen. Er besitzt
im Vergleich zu anderen In-
nenputzen eine deutlich
höhere Wärmedämmfähig-
keit (Wärmeleitfähigkeit D =
0,125 W/mK) und kann
somit bewirken, dass sich
die Oberflächentemperatu-
ren der Innenwände je nach
aufgebrachter Schichtdicke
des Putzes um 2–6 °C er-
höhen. Zudem ist der Schim-
melsanierputz sehr wasser-
dampfdiffusionsoffen.
Aufgrund seiner niedrigen
Dampfdiffusionswiderstands-
zahl < 8 ist er in der Lage,
aufgenommenes Wasser aus
der Umgebungsluft in Peri-
oden mit ausreichender Be-
lüftung leicht wieder abzu-
geben. Bei ungünstigen
Bedingungen (z.B. in Win-
termonaten) kann eine gro-
ße Menge an Wasserdampf
im Schimmelsanierputz kon-
densieren. Dies ist der
Grund, warum der Putz nicht
hydrophob (wasserabwei-
send) ausgerüstet ist und
somit eine relativ hoheka-
pillare Wasserleitfähigkeit
besitzt. Das im Putz anfal-
lende Wasser wird über die
Kapillarität des Putzes über
einen größeren Bereich ver-
teilt und es wird somit den
Pilzen der entscheidende
Faktor zum Wachstum ent-
zogen. Ein weiterer großer
Vorteil des Schimmelsa-
nierputzes ist, dass die
Schichtdicken variabel sind
und er somit auch ohne bau-
liche Veränderungen z.B. im
Laibungsbereich von Fen-
stern oder Türen eingesetzt
werden kann. Außerdem
besitzt der Putz einen ho-
hen pH- Wert und schützt
sich somit wie bereits oben
beschrieben durch ein ho-
hes Alkalidepot selber.
– Eine weitere Variante für den
Innenbereich ist das Anbrin-
gen sogenannter Calciumsi-
likatplatten. Diese Platten
besitzen eine sehr hohe
Wasserdampfdiffusion und
sehr gute Sorptionseigen-
schaften. In die Platten ein
gebrachte Feuchtigkeit kann
somit im Laufe der Zeit bei
entsprechenden Bedingun-
gen wieder an die Raumluft
abgegeben werden.
Bei allen Instandsetzungs-
arbeiten im Innenbereich ist auf
alle Fälle darauf zu achten, dass
die nötigen Schutzmaßnahmen
getroffen werden. Es werden
nämlich beispielsweise häufig
durch mechanisches Entfernen
und Reinigen des Untergrundes
(z.B. Abschlagen des vorhan-
denen Putzes, Abbürsten oder
Abratzen von Anstrichen) mehr
Sporen aufgewirbelt, als dies vor
der Instandsetzung der Fall war.
Eine Instandsetzung sollte des-
halb nur von Fachfirmen durch-
geführt werden, die mit den
einschlägigen Sicherheits- und
Arbeitsschutzmaßnahmen ver-
traut sind und diese auch ein-
halten. Solche Maßnahmen sind
das Tragen von Schutzhandschu-
hen, eines Mundschutzes und
einer Schutzbrille. Außerdem
sollten die Mitarbeiter ihre
Schuhe und Arbeitskleidung
ausziehen, wenn sie die bela-
steten Räume verlassen. Diese
Auflistung ist keineswegs voll-
ständig, doch selbst die hier als
selbstverständlich anmutenden
Maßnahmen werden in der Pra-
xis häufig nicht eingehalten.
Schimmelpilz-
bildung aus
juristischer Sicht:
Häufig kommt es bei Schim-
melpilzbildung in Wohnräumen
zu rechtlichen Auseinanderset-
zungen zwischen Mieter und
Vermieter. Zwar gibt es eine
Reihe von Gesetzen, Vorschrif-
ten und Normen, die zu Rate
gezogen werden können, doch
gefällte Urteile besitzen für
andere Gerichte keine Rechts-
verbindlichkeit und zunächst nur
beispielhaften Charakter. In aller
Regel ist für einen Streitfall eine
genaue Analyse des vorliegen-
den Sachverhalts anzustellen.
AUS DER PRAXIS
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