Schützen & Erhalten - page 28

Schützen & Erhalten · September 2004 · Seite 28
Temperaturzonen darstellen.
Es sollten folglich bei einer
Fenstererneuerung immer
auch die Wärmedämmeigen-
schaften der Außenwände
betrachtet werden.
Außerdem gilt es zu beden-
ken, dass die Nutzer in der
Regel ihre Gewohnheiten,
was das Lüften und Heizen
betrifft, nach dem Einbau
neuer, dichterer Fenster
nicht automatisch ändern,
da ihnen gewöhnlich die
bauphysikalischen Zusam-
menhänge nicht bekannt
sind.
– Der frühere Aufbau der Fen-
ster lud eher dazu ein, für
eine ausreichende Lüftung
zu sorgen: Sie waren oft
mehrflügelig und mit einem
zu öffneden Oberlicht aus-
gestattet. Außerdem ließen
sich die meisten Fenster
nach außen öffnen, heute
müssten die Fensterbänke
zum Lüften erst abgeräumt
werden. Die Fenster werden
der einfacheren Handhabung
wegen gekippt, ein ausrei-
chender Luftwechsel ist so-
mit häufig nicht mehr ge-
währleistet.
– Heute wird grundsätzlich
weniger gelüftet und spar-
samer geheizt als früher. Be-
rufstätige schalten in ihrer
Abwesenheit aus energeti-
schen Gründen die Heizung
ab, die Außenwände kühlen
aus und es bedarf eines er-
höhten Heizaufwandes, um
die Innenräume und Außen-
wandflächen auf nicht mehr
kritische Oberflächentempe-
raturen aufzuheizen.
– Die Abgabe von Feuchtig-
keit in Wohnungen in Form
von Wasserdampf ist in den
letzten Jahrzehnten ange-
stiegen.
Hierzu einige Beispiele:
– Heute wird häufiger ge-
duscht, gebadet und gekocht
als früher
– Es gibt im Gegensatz zur Ver-
gangenheit in den mei-
sten Haushalten Geschirr-
spül-, Wasch- und Trocken-
maschinen
– In vielen Wohnungen befin-
den sich eine Vielzahl an
Topfpflanzen. Diese brau-
chen nur geringe Mengen an
Wasser zum Wachstum und
geben die überschüssige
Feuchtigkeit in verdunste-
ter Form an den Wohnraum
ab.
– Der häusliche Wasserver-
brauch allgemein ist stetig
angestiegen. Die vermehr-
te Abgabe von Feuchtigkeit
an den Wohnraum müsste,
um die Wahrscheinlichkeit
der Schimmelbildung zu
verringern, veränderte Heiz-
und Lüftungsgewohnheiten
zur Folge haben. Da dies nur
selten beachtet wird, kommt
es in Kombination mit an-
deren Ursachen zwangsläufig
öfter zu Schimmelerschei-
nungen in Wohnungen.
– In Neubauten wird häufig
nicht ausreichend gewartet,
bis die Baufeuchte, die in
der Bauzeit z.B. durch Put-
ze, Gips, Mörtel oder Estri-
che eingebracht wird, ent-
weichen kann. Das Trocknen
des Gebäudes muss daher
von den Bewohnern über-
nommen werden. Die früher
eingehaltene Regel, einen
Rohbau über einen Winter
austrocknen zu lassen, wur-
de von wirtschaftlichen
Aspekten verdrängt.
Bauphysikalische
Grundlagen:
Wichtig für das Verständnis
der Feuchte- und Schimmelpro-
blematik sind bauphysikalische
Begriffe, Zusammenhänge und
Einflussfaktoren für das Schim-
melpilzwachstum, auf die im
Folgenden kurz eingegangen
werden soll.
1. Luftfeuchtigkeit
Tauwasser
Unter Luftfeuchtigkeit ver-
steht man die Menge des in der
Luft befindlichen Wasserdampfs.
Man unterscheidet die absolu-
te Luftfeuchte (Feuchtegehalt
der Luft in g/m2, temperatur-
unabhängig), die Sättigungs-
feuchte (maximal möglicher
Feuchtegehalt der Luft in g/
mm2, temperaturabhängig) und
die relative Luftfeuchtigkeit
(Quotient aus absoluter Feuchte
und xSättigungsfeuchte × 100
%). Luft enthält immer eine
gewisse Menge an Wasserdampf.
Je nach Temperatur kann die
Luft eine unterschiedlich gro-
ße Menge an Wasser aufnehmen,
und zwar desto mehr, je wär-
mer sie ist. Es besteht also für
jede Lufttemperatur ein be-
stimmtes maximales Wasserauf-
nahmevermögen, wird dieses
Aufnahmevermögen erreicht
bzw. überschritten, fällt Tauwas-
ser aus.
Beispiel:
Bei 20°C kann die Luft bis
zu 17,3 g/m2 Wasserdampf auf-
nehmen, dann ist sie gesättigt,
d.h. die relative Luftfeuchtig-
keit beträgt 100%. Bei 0°C
kann die Luft nur noch 5,0 g/m2
Wasserdampf bis zur Sättigung
aufnehmen. Erwärmt man die
Luft von 0°C mit 100% rela-
tiver Luftfeuchte auf 20°C, so
sinkt die relative Luftfeuchtig-
keit auf knapp 30% (5/17,5 =
28,6%). Die Luft wird also
trockener.
2. Wasser-
dampfdiffusion
Unter Diffusion versteht man
das Vermischen und Ausgleichen
von dampfförmigen, flüssigen
oder festen Stoffen. Das Bestre-
ben des Wasserdampfes z.B. eine
Außenwand zu durchdringen ist
umso stärker, je größer der
Unterschied der Wasserdampf-
konzentrationen auf beiden
Seiten des Bauteils ist. Für
Bauteile spielt die Wasserdampf-
diffusion hauptsächlich im Win-
ter eine wichtige Rolle (Taupe-
riode), im Sommer findet eine
Trocknung statt (Verdunstungs-
periode). Die Wasserdampfdif-
fusion ist materialabhängig, d.h.
die Baustoffe besitzen sehr un-
terschiedliche Dampfdiffusions-
widerstandszahlen m. Ein Au-
ßenwandaufbau sollte generell
so beschaffen sein, dass der Dif-
fusionswiderstand (sd-Wert oder
diffusionsäquivalente Luft-
schichtdicke) der verwendeten
Materialien von innen nach
außen abnimmt, um den Dif-
fusionsstrom nicht zu bremsen
und die Gefahr der Kondensat-
bildung im Bauteil-inneren zu
verringern. Fällt im Wandaufbau
eine so große Menge Tauwas-
ser an, dass diese im Sommer
nicht mehr durch Trocknung
entweichen kann, wird der U-
Wert der Wand größer und da-
mit schlechter, da feuchte Bau-
stoffe Wärme besser leiten als
trockene. Ein Teufelskreis be-
ginnt, denn mit schlechterem
U-Wert steigt durch geringere
Wärmedämmwirkung die Gefahr
der Kondensatbildung im Bau-
teil, der U-Wert wird noch
schlechter, usw.
3. Sorption
Unter Sorption versteht man
die Fähigkeit von Stoffen, in
Abhängigkeit von der Luftfeuch-
tigkeit einen baustofftypischen
Feuchtegehalt anzunehmen.
Dieser Feuchtegehalt wird auch
als Ausgleichsfeuchte bezeich-
net. Ändert sich die relative
Luftfeuchtigkeit, so verändert
sich auch mit einer gewissen
Zeitverzögerung die Material-
feuchte. Grundsätzlich gilt, dass
in Räumen, in denen wasser-
dampfaufnahmefähige Materia-
lien vorhanden sind bei Feuch-
teproduktion die relative
Luftfeuchtigkeit langsamer an-
steigt, als in Räumen, in de-
nen dampfdichte Materialien
vorherrschen.
Entstehung von
Feuchtigkeit:
Durch das Nutzen einer Woh-
nung werden erhebliche Men-
gen an Feuchtigkeit freigesetzt.
Deshalb kommt dem Nutzer- und
AUS DER PRAXIS
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