Schützen & Erhalten - page 30

Schützen & Erhalten · September 2004 · Seite 30
zuwischen, denn die so ent-
fernte Feuchtigkeit muss
schon nicht mehr durch Ver-
dunstung oder Lüftung ab-
geführt werden.
– Die Türen zu weniger beheiz-
ten Räumen (z.B. Schlafzim-
mern) sollten bei Feuchte-
aufkommen geschlossen
bleiben, damit sich keine
feuchte Luft an kalten Wän-
den niederschlagen kann.
– Die häufig bevorzugte Lüf-
tungsart, die Fenster zu kip-
pen, führt dazu, dass die
Luftumwälzung im Raum
wesentlich langsamer von-
statten geht, als beispiels-
weise bei der Quer- oder
Stoßlüftung. Dies wiederum
hat zur Folge, dass einerseits
die Energieverluste größer
sind als bei anderen Lüf-
tungsarten und andererseits
die Oberflächen durch die
längeren Lüftungszeiten we-
sentlich mehr auskühlen und
damit die Gefahr der Tau-
wasserbildung erhöht wird.
Durch Querlüftung, bei der
gegenüberliegende Fenster
und Türen ganz geöffnet
werden, um einen entspre-
chenden Durchzug zu er-
möglichen, kann die Raum-
luft energiesparend und in
kurzer Zeit ausgetauscht
werden.
– Die Dauer der Belüftung
hängt von der Außentempe-
ratur ab, je kälter es drau-
ßen ist, desto kürzer sollte
gelüftet werden. Der Belüf-
tungsvorgang sollte minde-
sten 10 bis 15 Minuten dau-
ern.
– Bei längerer Abwesenheit
der Bewohner sollten zumin-
dest die Innentüren offen
gehalten werden, damit
noch vorhandene Feuchte
aus z.B. Küche und Bad
gleichmäßig über alle Räu-
me verteilt wird.
Bekämpfungs-
möglichkeiten des
Schimmels und
Instandsetzungs-
vorschläge:
Unabhängig von der Frage,
ob das Entdecken eines Schim-
melpilzbefalls mit einer akuten
Gesundheitsgefährdung der
Bewohner gleichzusetzen ist,
handelt es sich zumindest um
ein hygienisches Problem, das
auf alle Fälle bekämpft bzw.
beseitigt werden sollte. Grund-
sätzlich gilt, dass für eine dau-
erhafte Beseitigung des Pro-
blems die Ursachen für das
Schimmelpilzwachstum, insbe-
sondere die Frage eines erhöh-
ten Feuchteeintritts, zu klären
ist. Für die übergangsweise
Reinigung bzw. Desinfektion
befallener Stellen kann mit hö-
herprozentigem Alkohol (z.B.
Spiritus) gearbeitet werden. Der
häufig geäußerten Empfehlung,
dass die Reinigung mit Essig-
lösungen sinnvoll sei, muss hier
widersprochen werden. Essig
neutralisiert alkalische Inhalts-
stoffe vieler Baustoffe (so z.B.
Kalk, der in gewisser Konzen-
tration in nahezu allen Putzen
und Anstrichen vorkommt) und
bringt zudem organische Be-
standteile auf die behandelten
Flächen, die wie oben erwähnt
einen Wachstumsfaktor für
Schimmelpilze darstellen. Das
Schimmelpilzwachstum hängt
also vom pH- Wert der Oberflä-
chen ab, hochalkalische Ober-
flächen schützen sich selber und
werden nicht befallen. Durch
Anwendung von saureren Sub-
stanzen wird der pH-Wert er-
niedrigt und somit das schüt-
zende Alkalidepot abgebaut.
Das Entfernen von Pilzbe-
fall mit fungizid ausgestatte-
ten Lösungen ist ebenfalls nicht
zu empfehlen, da nicht ausge-
schlossen werden kann, dass die
Inhaltsstoffe solcher Lösungen
über einen längeren Zeitraum
in den Wohnräumen verbleiben
und die Gesundheit der Bewoh-
ner gefährden können.
Instandsetzungsvorschläge
können je nach den Erkennt-
nissen bei der Begehung des Ob-
jekts (z.B. ist das Gebäude un-
terkellert, sind vertikale und/
oder horizontale Abdichtungen
vorhanden, wie liegt das Gebäu-
de im Gelände, welche Wärme-
dämmmaßnahmen wurden ge-
troffen) sowie den Ergebnissen
aus Untersuchungen (z.B.
Schimmelpilzart und Raumluft-
konzentration) und Messungen
(z.B. Raumlufttemperatur, rela-
tive Luftfeuchtigkeit, Taupunkt-
temperaturen, Oberflächentem-
peraturen und Materialfeuchte)
beispielsweise wie folgt ausse-
hen:
– Nachträgliches Einbringen
einer funktionsfähigen Ho-
rizontalabdichtung. Hierbei
unterscheidet man im We-
sentlichen die mechanischen
Verfahren (Öffnen des Mau-
erwerks durch Aufsägen,
Aufstemmen oder Maueraus-
tausch und anschließendes
Einbringen einer kapillar-
dichten Schicht in den ge-
schaffenen Freiraum) und
Injektionsverfahren (Ein-
bringen flüssiger oder creme-
artiger Substanzen in das
Mauerwerk mit oder ohne
Druck zur Schaffung einer
durchgängigen Sperrschicht
im Mauerquerschnittsbe-
reich). Ziel beider Verfah-
rensarten ist es, den Kapil-
larwassertransport von un-
ten nach oben und von oben
nach unten zu stoppen und
somit die Komponente auf-
steigende Mauerfeuchtigkeit
auszuschalten.
– Nachträgliches Einbringen
einer Vertikalabdichtung im
Außenbereich. Hierbei wird
die Saugfläche des Mauer-
werks gegenüber Feuchtig-
keit aus dem Erdreich be-
trächtlich reduziert. Vertikal-
abdichtungen können je
nach Objekt- und Unter-
grundbeschaffenheit sowie
dem vorliegenden Lastfall
durch Sperrputze, Dichtungs-
schlämmen, einer vorgesetz-
ten Betonwand, einer was-
serdichten Schweißbahn
oder einer kunststoffmodi-
fizierten Bitumendickbe-
schichtung realisiert werden.
Bild 6: Wärmebrücke mit Schimmelbefall.
Außenwanddecke/dachgeschoß
AUS DER PRAXIS
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