Schützen & Erhalten - page 22

Tiefsten Winter mitten im
Juni mit Neuschneefällen
um die 40 Zentimeter –
das erlebten jene Ansba-
cher, die in den Lechtaler
Alpen auf 2380 Meter Ur-
laub und Freizeit opfer-
ten, um den Bestand der
Hütte des Ansbacher Al-
penvereins, welche auf
normalem Verkehrsweg
nicht zu erreichen ist, zu
sichern.
Doch nicht nur Wetterkapriolen
erschwerten die Sanierung des
in den Sommermonaten meist
überbelegten Schutzhauses, der
Hausschwamm hatte sich weit
intensiver in dem 100 Jahre
alten Gemäuer und Gebälk aus-
gebreitet als man vorher erwar-
tet hatte.
Rolf Körner gehörte zu je-
nem Kernteam, das unter der
Bauleitung des Architekten Ar-
min Völkert die nicht einfachen
Bau- und Schwammsperrarbei-
ten an dem maroden Altbauteil
des mächtigen Schutzhauses
ausführte. An Kosten für den
Ansbacher Alpenverein fielen
übrigens nur Material- und
Transportkosten an, denn alle
anderen Arbeiten wurden ehren-
amtlich und kostenlos von
Alpenvereinsmitgliedern oder
Firmen wie dem Ansbacher Holz-
schutzunternehmen Eichhorn,
dem Zimmereibetrieb Vogel, dem
Stuckateur Redlingshöfer und
dem Architekturbüro Völkert
geleistet. Die erforderlichen
Schwammsperrmittel wurden
von Herrn Bräunlein (Firma Kul-
ba Bauchemie) hierfür zu Son-
derpreisen zur Verfügung ge-
stellt.
Viel Geld für
Hubschrauber
Eine Knochenarbeit war es
schon allein deswegen, weil die
Hütte nur zu Fuß oder per Hub-
schrauber erreichbar ist. So
begannen die Arbeiten an der
Hüttensanierung erst einmal im
Tal:
Bei der Einrichtung eines
Materialdepots auf 1100 Meter
über Meereshöhe an der per
Luftlinie von der Hütte aus am
schnellsten erreichbaren Stra-
ße, wo Schwammsperrmittel,
Geräte, Balken, Bretter, Zement-
säcke usw. zunächst in hand-
lichen 750 Kilo-Packs zusam-
mengestellt wurden.
Genau diese Last nämlich
kann der Hubschrauber tragen,
den man für den Materialtrans-
port angemietet hatte, – mit
Kosten von insgesamt rund
10.000 Euro – weil die sonst
dafür eingesetzte Materialseil-
bahn noch von dicken Schnee-
massen blockiert war.
Wie hoch der Schnee an der
Hütte noch lag (etwa 3 Meter),
erfuhren die Männer als sie nach
mühsamen Aufstieg den Eingang
zum Schutzhaus erst einmal
stundenlang freischaufeln mus-
sten, um erschöpft und frierend
im völlig durchkühlten Haus die
Nacht zu verbringen. Dann aber
wurde es den ehrenamtlichen
Arbeitern umso wärmer. Durch-
schnittlich 12 Stunden am Tag
schufteten die Männer, durch
den Schnee teilweise tagelang
von der Außenwelt abgeschnit-
ten, in der für die meisten un-
gewohnten Höhe. Wegen der
Kälte war dicke Winterbeklei-
dung nötig, darunter aber rann
der Schweiß vor allem, wenn
über der Winter- auch noch
Schutzkleidung und Atemschutz
getragen werden musste.
Der Hausschwamm hatte
sich in dem alten aus Bruch-
stein errichteten und nur mit
Lehm vermauerten Wänden und
dem Balkenwerk in einem Maße
ausgebreitet, dass schon die
Holzvertäfelung mancher Räu-
me von den Wucherungen weg-
gesprengt wurde.
Weitaus schlimmer als be-
fürchtet war das, was nach
Entfernung der Decken, Böden
und Holzverkleidungen vorge-
funden wurde. Der Befall war so
arg, dass die Freiwilligen mit
Pickel und Schaufel (insgesamt
8 Werkzeuge überstanden den
Einsatz nicht) teilweise in den
gewachsenen Fels vordringen
mussten. Eine heikle Angelegen-
heit, weil die Statik des Bau-
werks angesichts des ungewohn-
ten Umfangs der Arbeiten nur
durch dauerhaftes „Umbolzen“
mit beweglichen Stützen gesi-
chert werden konnte. Da die
Hüttensaison bereits am 2. Juli
begann, mussten bis dahin alle
Arbeiten inkl. dem Innenaus-
bau fertiggestellt sein, auch
wenn das Wetter nicht so sehr
mitspielen wollte wie es die Ver-
antwortlichen gerne gesehen
hätten.
Arbeitsablauf der
Schwammsperrarbeiten
Aufgrund des Aufbaus des
Mauerwerks (unterschiedlich
AUS DER PRAXIS
Ansbacher Alpenverein sanierte seine Hütte in den Lechtaler Alpen
Knochenarbeit im Neuschnee
Durch Schnee von
der Außenwelt
abgeschnitten.
Der Material-
transport erfolgte
per Hubschrauber.
Schwammbaustelle
auf 2380 Meter Höhe.
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