Schützen & Erhalten - page 31

Schützen & Erhalten · September 2005 · Seite 31
(Eine Geschichte im Zeitalter der Bürokratie)
Groß war die Freude als wir
nach dem langen und har-
ten Winter an einer Aus-
schreibung der Stadt Düs-
seldorf teilnahmen und
diese Ausschreibung doch
tatsächlich für uns ent-
scheiden konnten. Doch
damit nahm das Schicksal
seinen Lauf:
Unter den vielen klein gedruck-
ten Informationen, Richtlinien
und Gesetzestexten wurde bereits
bei der Angebotserstellung ein
Auszug aus dem Gewerbezentral-
register von uns gefordert. Spä-
ter – dachten wir. Kostet wieder
nur Zeit und Geld. Wo landen wir
überhaupt bei der Ausschrei-
bung??? Also erst mal abwarten.
Aber dann haben wir das For-
mular (formlos) per E-Mail be-
antragt. Die E-Mail war gerade
mal einige Minuten unterwegs,
da klingelte das Telefon (Wahn-
sinn, wie schnell die Stadt Köln
doch manchmal sein kann). Eine
freundliche junge Dame erklärte
uns, dass dieser Auszug aus dem
Gewerbezentralregister nur PER-
SÖNLICH von der jeweiligen Per-
son beantragt werden kann. Da
es sich bei unserem Unterneh-
men um eine GbR handelt (mit
2 Inhabern) ist es also erforder-
lich, das BEIDE vorsprechen. „Du
meine Güte“, erwiderte ich. Was
soll das denn kosten? Antwort
der freundlichen jungen Dame:
13,00 Euro für jeden. Ich ersparte
es mir, ihr einen Vortrag darüber
zu halten, dass bei uns beide
Inhaber „produktiv“ mitarbeiten,
und die 13.00 Euro pro Person
nur ein ganz kleiner Anteil die-
ser Kosten darstellen. Damit der
zeitliche Ausfall nicht mit War-
tezeit noch unnötig in die Län-
ge gezogen wird, vereinbarte man
mit uns einen Termin für den dar-
auf folgenden Dienstag um 18.00
Uhr (Kommentar: es war Mittwoch
und so mussten wir fast eine
Woche auf den Termin warten!).
Aber am Dienstag klappte
dann alles reibungslos. (naja
nicht ganz: Ein Personalausweis
war abgelaufen, konnte aber
direkt mit beantragt werden). Wir
sollten uns nun auf eine Warte-
zeit von ca. 1 Woche einstellen.
Am 29. März 2005 erreichte
uns dann ein Fax der Stadt Düs-
seldorf. Darin teilte man uns mit,
dass wir bis 31. März 2005 den
Auszug aus dem Gewerbezentral-
register vorlegen müssen. Anson-
sten würden wir vom Vergabe-
verfahren ausgeschlossen.
Also wieder zum zuständigen
Bezirksamt. Eine Nummer ziehen
– und ca. 25 Personen abwarten.
Dann teilte man uns freundlich
mit, dass im Bezirksamt nur die
Beantragung erfolgt. Die ganze
Abwicklung erfolgt über das
Stadthaus in Deutz. Also rüber
nach Deutz, wieder eine Warte-
marke ziehen – ca. 30 Personen
sind vor uns. Dann aber doch mal
eine Fachkraft (?) gefragt, die uns
mitteilte, dass das Stadthaus
Deutz absolut nichts mit diesen
Anträgen zu tun hat. Sie war so
freundlich und gab uns die Te-
lefonnummer des Gewerbezentral-
registers in Bonn. Da haben wir
dann erst einmal angerufen
(natürlich über Handy – war ja
schließlich eilig!). Nachdem wir
mehrmals verbunden wurden,
teilte man uns mit, dass für un-
ser Untenehmen bzw. für die bei-
den Inhaber kein Antrag bei Ih-
nen eingegangen sei. So lang-
sam machte sich Nervosität bei
uns bemerkbar.
Beim Gewerbezentralregister
machte man uns darauf aufmerk-
sam, dass es eine „Eilstelle“ für
eilige Anträge gäbe. Wir sollten
nur den Antrag (der bei unserem
zuständigen Bezirksamt war) fa-
xen und man würde dann die
Auskunft direkt an unseren Auf-
traggeber zurückfaxen.
Super – endlich mal eine klare
Aussage.
Zurück zum zuständigen Be-
zirksamt (…übrigens wieder eine
Wartemarke gezogen und ca. 30
Leute abgewartet).
Wie? Zufaxen? Nein, das kön-
nen wir nicht machen. Es gibt
ja schließlich das Datenschutz-
gesetz. Nach einer längeren Dis-
kussion und Androhung von Re-
gressansprüchen war der Mitar-
beiter des Bezirksamtes bereit,
uns die beiden Anträge in einem
versiegelten Umschlag auszuhän-
digen, damit wir diesen dann
nach Bonn bringen.
Das nächste Problem stellte
sich dann, als er den Personal-
ausweis des 2. Inhabers forder-
te. Der arbeitete auf einer un-
serer Baustellen (...einer muss ja
schließlich das Geld erwirtschaf-
ten, dass wir mit Wartezeiten bei
der Stadt Köln verplempern) und
wurde dann telefonisch ins Be-
zirksamt gerufen. Es wäre viel-
leicht noch zu erwähnen, dass
es mittlerweile 11.45 Uhr war und
das Bezirksamt um 12.00 Uhr die
Pforten schließt. Naja – es hat
dann doch noch geklappt. Wir
hielten den heiß begehrten Um-
schlag (natürlich versiegelt) mit
den beiden Anträgen in der Hand.
Nun auf nach Bonn??? Lieber
erst einmal anrufen und nachfra-
gen, ob es dort nicht auch erfor-
derlich sei, dass BEIDE Inhaber
vorsprechen. Nein, das sei nicht
notwendig, dass kann auch ein
Bevollmächtigter für sie machen.
Frage der Mitarbeiterin: welche
Kennziffer befindet sich auf dem
Antrag? Unsere Antwort: Keine
Ahnung, der Umschlag ist doch
versiegelt. Naja – dann machen
sie den doch mal auf und schau-
en nach. Anfangs zierten wir uns
noch etwas – taten es dann aber
doch (soviel zum Thema Daten-
schutz und Versiegelung!).
Mit dem geöffneten (!!!) Um-
schlag dann nach Bonn. Leider
wurde uns der Auszug aus dem
Gewerbezentralregister nicht per-
sönlich ausgehändigt. Man ver-
sprach uns aber, den Auszug di-
rekt an die zuständige Stelle der
Stadt Düsseldorf zu faxen (ko-
misch – war da nicht irgendwas
mit Datenschutz???).
Trotzdem waren wir natürlich
etwas nervös, ob das Formular
wirklich am nächsten Tag frist-
gerecht bei der Stadt Düsseldorf
eintrifft. Aber es traf ein. Und
eine endlos lange Odyssee nahm
doch noch ein gutes Ende.
Am nächsten Tag dann die
Überraschung. In der Post befand
sich ein grünes Formular aus der
Stadt Bonn: Auszug aus dem Ge-
werbezentralregister. Und einen
Tag später? Noch ein Auszug aus
dem Gewerbezentralregister.
Monika Mustin
FORUM
Foto: www.photocase.de
Eine Auskunft aus dem Gewerbezentralregister
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