Schützen & Erhalten - page 27

Schützen & Erhalten · September 2003 · Seite 27
Erdberührte Bauten aus
Stahlbeton können in WU-
Bauweise ausgeführt sein
oder aber eine zusätzliche
Flächenabdichtung mit
Dichtungsschlämme, Bitu-
mendickbeschichtung,
o.a. aufweisen.
Im Gegensatz zum Mauerwerk
treten Leckagen hier in den
meisten Fällen nicht flächig auf,
sondern partiell, d.h. lokalisiert.
Neben Durchführungen und
Rissen stellen Fugen und hier
insbesondere die Arbeitsfugen
im Wand/Sohlenanschlussbe-
reich Risikobereiche dar. Die
nachträgliche Abdichtung ge-
schieht hier in der Regel durch
Injektion von PUR-Harzen oder
auch Gelen über Bohrpacker.
Am Anfang der Arbeitspla-
nung muss man Aufschluss be-
kommen über den konstrukti-
ven Aufbau des zu injizierenden
Bauteils ( Baubeschreibungen,
Schalungspläne, Befragung des
Bauunternehmers, Eigenunter-
suchungen).
Die Abbildung gibt zwei
mögliche Bauweisen wieder.
Klar wird hier, dass wenn die
zur Injektion notwendigen In-
jektionsbohrungen, in dem ei-
nen wie in dem andern Falle in
der gleicher Höhe über der Sohle
gesetzt werden, die Maßnahme
in dem einen Fall Erfolg haben
kann, in dem anderen jedoch
nicht, da der abzudichtenden
Bereich nicht getroffen wird.
Ebenso sollte in Erfahrung
gebracht werden, welche Metho-
de zur ursprünglichen Abdich-
tung der Fuge verwendet wur-
de. Hier kommen in Frage:
Kunststofffugenbänder oder
Fugenbleche, Bentonit- oder
Quellbänder, Injektionsschläu-
che oder Kombinationen von
letzteren.
teilweise, d.h. entlang der Wand
auszubauen. Vermutete Lecka-
gestellen lassen sich meist erst
danach überhaupt finden, auf
jeden Fall jedoch besser eingren-
zen. Wobei schon gleich gesagt
sei: Ein Injizieren über den
unmittelbaren Wassereintritts-
bereich hinaus, d.h. in beide
Richtungen entlang der Wand
ist obligatorisch (Empfehlung
1 lfdm mind.). In aller Regel
lässt sich dieser Mehraufwand
als „Sicherheitszuschlag“ gegen-
über dem AG durchsetzen.
In vielen Fällen wird eine
Abrechnung nach Aufwand an-
zuraten sein. Nicht vergessen
werden sollte der Hinweis, dass
Nachinjektionen erforderlich
sein können.
Dringend zu empfehlen ist
auch die Anmerkung im Ange-
bot: „Die Gewährleistung gilt
für die von uns bearbeiteten
Flächen!“
Wer die Dichtigkeit des ge-
samten Bauwerks durch eine
partielle Injektion verspricht
läuft Gefahr, in eine Haftungs-
falle zu geraten. Eine (photo-
graphische) Dokumentation der
Arbeiten ist anzuraten.
Fazit:
Die geschilderten Problema-
tiken machen deutlich, dass die
Verpressung von Arbeitsfugen
eine Arbeit für erfahrene Bau-
tenschutzbetriebe ist. Sie erfor-
dert eine systematisch-analyti-
sche Herangehensweise und
setzt betontechnologische
Kenntnisse voraus.
Literatur:
Lohmeyer, Fraunhofer IRB Verlag, Schäden an Flach-
dächern und Wannen aus wasserundurchlässigem
Beton
Kabrede, Spirgatis, Abdichten erdberührter Bautei-
le, IRB Verlag
Merkblatt „Arbeitsfugen“, Bauberatung Zement,
Bundesverband der Deutschen Zementindustrie e.V
AUS DER PRAXIS
Jochen Nickel, Nickel Bautenschutz, Westerland
Injektion des Wand/Sohlenbereiches im
Stahlbetonbau
machen würde. Andere Problem-
fälle sind denkbar und treten
in der Praxis auf.
Die Injektion erfolgt über
Bohrpacker ( Injektoren), wo-
bei zwei Typen von Packern zu
unterscheiden sind:
1) Schlagpacker (aus Kunst-
stoff), die mit einem Setz-
gerät( Döpper) ins Bohr-
loch eingetrieben werden.
Die Dichtigkeit gegen aus-
fließendes Injektionsgut
wird durch außen liegende
Lamellen erzielt.
2) Schraubpacker (aus Metall
oder Kunststoff), die
durch Anziehen einer auf-
sitzenden Mutter im Bohr-
loch verspannt werden,
Das Umkippen eines für den
Betoniervorgang nicht ausrei-
chend gesicherten Fugenbandes
stellt mit Sicherheit eine häu-
fige Leckageursache dar und ist
relativ sicher durch eine einma-
lige Injektion abzudichten.
Die Verwendung eines nicht
langjährig bewährten und viel-
leicht nicht altersbeständigen
Quellbandes würde z. B. jedoch
ein Problem schaffen, das weit
größeren Aufwand notwendig
wobei ein ausliegenden
Dichtungsgummi ausein-
andergespreizt wird.
Als interessanten Sondertyp der
Schraubpacker für kleine Bau-
stellen wären die Eintages-Bau-
stellenpacker zu erwähnen: Die-
se sind mit einer Sollbruchstelle
versehen, so dass sogleich nach
Beendigung der Injektion
(Nachverpressung!) das An-
schlussstück abgeschlagen und
das Bohrloch verschlossen wer-
den kann. Hierbei verhindern ein
am Ende des Packers liegendes
Rückstoßventil ein Herausdrük-
ken des Injektionsgutes.
Da also ein Teil des Packers
im Beton verbleibt, sind diese
Packer aus nichtrostendem Ma-
terial gefertigt (Niro, Alu, Kunst-
stoff).
Schraubpacker aus nicht-
rostfreien Materialien sind sorg-
fältig auszubauen, nachdem das
Injektionsmaterial ausreagiert
hat. Anderenfalls ist ein „Kor-
rosionsschaden“ vorprogram-
miert.
Sollte auf der Rohsohle ein
Estrich verlegt sein, so ist es
zu empfehlen, diesen zumindest
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