Schützen & Erhalten - page 12

DIE FACHBEREICHE
Sachverständige
Randbereiche der Vergütungen für Sach-
verständige nach dem neuen JVEG
In den Ausgabe 2/2005
und 3/2005 der IfS-Infor-
mationen wird in mehreren
Artikeln auf Grenzbereiche
der Vergütung nach dem
neuen JVEG eingegangen.
Da die dort angesproche-
nen Themen zu den Fragen
passen, die in den letzten
Monaten häufig Anlass für
telefonischen Anfragen an
mich waren, nutze ich hier
die Gelegenheit Ihnen die-
se Ausführungen nachfol-
gend wiederzugeben.
Im ersten Artikel geht es um
generelle Klärungen, welche Zei-
ten dem Sachverständigen ver-
gütet werden müssen und wel-
che davon auszuschließen sind.
Stichpunkte sind: Reise- und
Fahrzeiten, Pausen, Literaturstu-
dium, Zeitversäumnis durch Panne
(Motorschaden) des Pkw, Erstel-
lung der Reinschrift durch den
Sachverständigen usw.
Der zweite Artikel beschäf-
tigt sich mit dem „Ja“ und „Nein“
von Vergütungen der Zeitaufwen-
dungen, welche für eine Kosten-
schätzung zur Gutachtenserstel-
lung erforderlich sind.
Artikel 3 befasst sich mit den
Möglichkeiten der Geltendma-
chung von Zeitaufwendungen für
Literaturstudien.
Ob nachträgliche Stellungnah-
men eines Sachverständigen ver-
gütet werden müssen, ist die Fra-
gestellung des vierten Artikels.
Alle vier Ausführungen zei-
gen, dass es im Einzelfall immer
ratsam ist, seine Vergütungsan-
sprüche genau zu prüfen!
Nicht alle Zeit-
abschnitte sind
vergütungspflichtig
(IfS-Informationen
3/2005)
Wir haben in dieser Zeitschrift
[gemeint sind die IfS-Informa-
tionen] schon mehrfach berich-
tet, welche Zeitabschnitte der
Gutachtenerstellung für Gerich-
te der Sachverständige stunden-
mäßig in Rechnung stellen kann.
In § 8 Abs. 2 JVEG umschreibt
das der Gesetzgeber mit dem
Hinweis auf die erforderliche Zeit
einschließlich der notwendigen
Reise- und Wartezeiten. In alten
ZSEG war dies in ähnlicher Wei-
se in § 3 Abs. 2 ZSEG geregelt.
Mithin können beispielsweise
folgende Zeitabschnitte mit den
entsprechenden Stunden und
Minuten in Rechnung gestellt
werden:
– Studium der Gerichtsakten
– Orts- und Objektsbesichtigung
– Fahrtzeiten zur Orts- und
Objektsbesichtigung
– Auswertung von Literatur-
und sonstigen Informations-
quellen
– Formulierung des Gutachtens
Besorgung von Unterlagen
und Informationen
– Wahrnehmung des Gerichts-
termins zwecks Erläuterung
des schriftlichen Gutachtens
Interessant ist in diesem Zusam-
menhang ist die umgekehrte Fra-
ge, welche Zeitabschnitte von den
Gerichten nicht als vergütungs-
fähig beurteilt werden. Nachste-
hend geben wir die einschlägi-
ge Rechtsprechung zu dieser
Problematik – ohne eigene Be-
wertung – bekannt.
Nicht als Zeitaufwand in Rech-
nung gestellt werden können fol-
gende Tätigkeiten des Sachver-
ständigen im Zusammenhang mit
einem Gutachtenauftrag:
Aufstellung der Kostenrech-
nung und des entsprechenden
Übersendungsschreibens
(OLG München, 16. 08. 1973,
Rpfleger 73, 238 = MDR 73, 1044;
KG Berlin, 10. 07. 1981, KostRsp.
§ 3 Nr. 268 = ZSW 82, 228; OLG
Düsseldorf, 13. 08. 1997, JURIS
ZuSEG § 3 Abs.2)
Antrag auf gerichtliche Festset-
zung oder Einlegung einer
Beschwerde
(OLG Düsseldorf, 18. 05. 1993,
KostRsp §3 Nr. 15 = OLGR 1993,
218)
Hier werden übrigens auch
die außergerichtlichen Kosten, wie
beispielsweise die Anwaltskosten,
nicht ersetzt. Allerdings sind die
Verfahren auch bei Abweisung der
Anträge des Sachverständigen ge-
bührenfrei.
Mittagszeit von einer Stunde
während der Reise zur Ortsbe-
sichtigung oder zum Ge-
richtstermin
(OLG Karlsruhe, 19. 04. 1967,
KostRsp § 4 Nr. 1 = Justiz 1967
220; KG Berlin, 24. 02. 1983,
JurBüro 1984, 1379; OLG Olden-
burg, 13. 03. 1991, KostRsp. § 4
Nr. 6 = Nieders. Rechtspflege
91, 120; OLG Hamm, 27. 04. 1993,
JurBüro 94, 564 = MDR 93, 1025)
Zeitversäumnis durch Panne
(Motorschaden) des Pkw des
Sachverständigen
(OLG Hamm, 30. 09. 1977, MDR
78, 868 = KostRsp. § 3 Nr. 223)
Anfertigung der Reinschrift des
Gutachtens durch den Sachver-
ständigen selbst (an Stelle der
Pauschale nach § 12 Abs. 1 S.
2 Nr. 3 JVEG)
(LG Bückeburg, 17. 02. 1993, Ju-
rBüro 93, 561; Sächsisches OVG,
31. 08. 2004, JURIS JVEG § 25
= IfS-Informationen 2005, Heft
1, S. 26)
Bemühungen des Sachverstän-
digen, für die ihm zu gewäh-
rende Vergütung eine beson-
dere Vereinbarung nach § 7
ZSEG (jetzt:.§ 13 JVEG) her-
beizuführen
(OLG Frankfurt, 20. 12. 1988,
KostRsp. § 3 Nr. 352)
Herstellung eines allgemeinen
Aktenauszuges, Wiedergabe
des Akteninhalts im Gutachten
(OLG Düsseldorf, 07. 10. 1982,
KostRsp. § 3 Nr. 273 = JMBL NRW
83, 42; OLG München, 2. 12.
1994, OLGR 95, 144)
Überflüssige Vergleichsbemü-
hungen, wenn er, ohne vom
Gericht beauftragt zu sein, ei-
nen ganzen Arbeitstag dazu
aufgewendet hat
(OLG Hamburg, 05. 06. 1985,
MDR 85, 946)
Stellungnahme zum Ableh-
nungsgesuch gegen den Sach-
verständigen
(OLG Düsseldorf, 14. 03. 1983,
JurBüro 84, 90; LG Krefeld, 12.
04. 1984, JurBüro 85, 262; OLG
Düsseldorf, 17. 05. 1994, MDR
94, 1050 = BauR 94, 668; OLG
München, 22. 04. 1994,Rpfle-
ger95,41 u. 16. 05. 1994, Jur-
Büro 95,152; OLG Koblenz, 08.
12. 1999, MDR 2000, 416; a.A.
OLG Frankfurt, 24. 02. 1993,
Rpfleger 93, 421)
Kurze Prüfzeit (weniger als eine
Stunde), ob der Sachverständi-
ge fachlich kompetent ist, das
Gutachten zu erstatten
(OLG Köln, 07. 12. 1992, VersR 94,
76 = JurBüro 94, 49 = MDR 93,
1024; BGH JurBüro 79,1149 = BB
79, 912 = MDR 79, 754; OLG Düs-
seldorf, 17.3.1994, OLGR 94, 252)
Kurze Prüfzeit (ohne erhebli-
chen Arbeitsaufwand) für die
Abschätzung der voraussicht-
lichen Kosten
(LG Coburg, 31. 12. 1986 = Ju-
rBüro 87, 1580; KG 17. 11. 1987,
JurBüro 88, 658 = MDR 88, 330).
Weitere – positive – Entschei-
dungen siehe IfS-Informationen
2005 Heft 2, S. 34/35
Schätzung der voraussichtlich
entstehenden Kosten (falls
ohne erheblichen Arbeitsauf-
wand möglich)
(KG, 17.11.1987, JurBüro 88, 658
= MDR 88, 330)
Übernachtungszeit von 8 Stun-
den
(Keine Entscheidung gefunden,
wird lediglich in den Kommenta-
ren erwähnt)
Literaturstudium (Ausnahme:
selten vorkommendes Beweis-
thema)
(KG Berlin, 13. 12. 1958, JVBI.
59, 83; LG Aachen, 04. 05. 1982,
JurBüro 82, 1704; KG, 10. 7.
1981, ZSW 82, 228)
Anfertigung weiterer Kopien
für das Gericht nach Einrei-
chung vom Originalgutachten
und 4 Kopien für Parteien
(OLG Celle, 8. 12. 1997, JurBüro
98, 269)
Ergänzend wird auf die Beiträ-
ge „Berücksichtigung der Zeit für
das Studium der Fachliteratur“
(IfS-Informationen 2005 Heft 2,
S. 33) und „Alle Zeitabschnitte
sind zu berücksichtigen“ (IfS-In-
formationen 2004, Heft 4, S. 20),
verwiesen.
Schützen & Erhalten · September 2005 · Seite 12
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