Schützen & Erhalten - page 7

Schützen & Erhalten · September 2004 · Seite 7
Leipziger Mehrfamilienhauses
den Echten Hausschwamm zu
beseitigen. An der Preußischen
Kappe sowie an den Trennwän-
den befinden sich Fruchtkörper.
Laut Abrechnung wurde ein
Schwammsperrmittel im Flutver-
fahren sowie im Bohrlochver-
fahren eingebracht. Letzteres
nach Herstellerangaben und nur
„bei besonders starken Durch-
wachsungen“. Scheinbar wusste
der Pilz zwischen besonders
starken und weniger starken
Durchwachsungen nicht zu un-
terscheiden und hat der Aus-
führungsfirma das Bild 6 be-
schert. Dieses Bild wurde 4
Monate nach erster erfolgter
Bohrlochtränkung aufgenom-
men. Zur Verdeutlichung sind die
Bohrlöcher hervorgehoben. Da-
mals war ein großer Fruchtkör-
per am Ansatz der Preußischen
Kappe vorhanden (gestrichelte
Linie).
Die zweite, „erweiterte“
Bohrlochtränkung wurde irgend-
wann im Juni/Juli 2004 durch-
geführt. Als Anfang Juli 2004
dieselbe Trennwand beurteilt
wurde, war immer noch nicht
abzusehen, wessen Interessen
(Firma oder Pilz) sich durchset-
zen (Bild 7). An einer Stelle
könnte man meinen, der Pilz
braucht das Schwammsperrmit-
tel zum überleben. Unmittelbar
neben einem Bohrloch wächst
ein prächtiger Fruchtkörper (Bild
8). Oder wurde ev. nur mit Was-
ser verpresst?
Nebenbei soll noch erwähnt
werden, dass der Holzfußboden
über dem Keller sowie das Holz-
kellerfenster (Bild 9) unange-
tastet blieben. Schließlich muss
man dem Pilz ja im Kampf ge-
gen die Ausführungsfirma eine
faire Chance einräumen.
Auch der Gegenspieler erhält
zum dritten Mal eine Chance,
diesmal unter Anleitung eines
„Trainers“.
„Die Schwammbekämpfungs-
maßnahmen erfordern grundle-
gende Kenntnisse und Erfahrun-
gen.“ Die Insider wissen, in
welchem Regelwerk dies steht.
Aber eben nur die Insider! Und
diese erfüllen auch die Forde-
rungen, die in diesem Satz stek-
ken.
Sie haben Kenntnis darüber,
dass neben der fachgerechten
chemischen Behandlung auch
die Ermittlung des Befallsum-
fanges, die Feststellung der Vi-
talität, der Ausbau geschädig-
ter Hölzer, die Austrocknung des
Befallsbereiches, die Beseiti-
gung der Schadensursache und
der vorbeugende konstruktive
sowie chemische Holzschutz
dazu gehört.
Sinnvolle Schwammbekämp-
fungen, und damit auch erfolg-
reiche, bestehen in der Regel
aus o. g. Komponenten. Letzt-
endlich machen das Zusammen-
spiel und die konsequente Um-
setzung aller Bestandteile den
Erfolg einer Bekämpfungsmaß-
nahme aus. Dies gilt für Pro-
fanbauten.
In der Denkmalpflege wird
oft auf die Umsetzung der ei-
nen oder anderen Komponente
verzichtet. Dafür ist es umso
wichtiger, die übrigen Maßnah-
men mit erhöhter Sorgfalt und
Akribie (u.U. mit erhöhtem
technologischem Aufwand) aus-
zuführen. Nicht selten werden
gesonderte Vereinbarungen
zwischen den am Bau Beteilig-
ten getroffen, die auch vertrag-
liche Regelungen hinsichtlich
der Haftung enthalten.
Ob Profanbauten oder un-
ter Denkmalschutz stehende
Gebäude – in beiden kann die-
selbe Spezies „Serpula lacry-
mans“ auftreten. Jedoch wer-
den bei der Bekämpfung oft
unterschiedliche Maßstäbe an-
gelegt. Der sichere und risiko-
freie Weg ist die Einhaltung der
Es schreibt
für Sie:
Dipl.-Ing.
Ekkehard Flohr
Fachbereichs-
leiter Holz-
schutz
An der Hohen Lache 6
06846 Dessau
Telefon: (03 40) 6 61 18 84
Telefax: (03 40) 6 61 18 85
email:
DIE FACHBEREICHE
Holzschutz
Regelwerke. Abweichungen soll-
ten, wenn überhaupt, dem
Denkmal vorbehalten bleiben.
Der immer härter werdende
Wettbewerb auf dem Markt ver-
anlasst einige Firmen, ein-
gesparte Schwammbekämp-
fungskomponenten aus der
Denkmalpflege auf die Profan-
bauten zu projizieren. Späte-
stens dann, wenn Packer und
Pilz in Harmonie zusammen fin-
den (Bild 10) kehrt sich dies
zwischen Bauherr und Firma um.
Die Firma ist oft dabei unter-
legen und macht schmerzliche
und hoffentlich wertvolle Erfah-
rungen.
Bildnachweis:
Bild 1 bis 5, 7 bis 10
Ing.-Büro E. Flohr GmbH
Bild 6
Edmund Bromm,
Fa. Isar Bautenschutz
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