Schützen & Erhalten - page 8

Schützen & Erhalten · September 2004 · Seite 8
DIE FACHBEREICHE
Bautenschutz
Aus alt mach neu!
Das Merkblatt der Wissen-
schaftlich-Technischen
Arbeitsgemeinschaft für
Bauwerkserhaltung und
Denkmalpflege e.V., 4-6
„Nachträgliches Abdich-
ten erdberührter Bautei-
le“
1
wurde überarbeitet.
Teil 1: „Nachträgliche
Bauwerksabdichtung“
– außen –
Der vor einem Jahrzehnt
erarbeitete und 1996 veröffent-
lichte 3. Bauschadensbericht
2
weist prozentuale Schäden des
Deutschen Wohnbaubestandes
im erdberührten Bereich aus:
36% Außenabdichtung
32% Horizontalabdichtung
34% Putzzerstörung
46% Sockelschäden
20% Schäden an der Fuß-
bodenkonstruktion
Mit Kenntnis, das ca. 65% des
Deutschen Wohnbaubestandes
älter als 30 Jahre
und ca. 30% älter als
50 Jahre ist,
verwundert es nicht, dass auf
den Feuchteschutz von Be-
standsbauten besonderes Au-
genmerk zu legen ist!
Bauen im Bestand ist der
Markt der Zukunft.
Das
WTA-Merkblatt 4-6
be-
schreibt den
Stand der Tech-
nik
der
nachträglichen Abdich-
tung
von erdberührten Bauten
im Bestand.
Es beinhaltet Hilfestellung
für die
Planung
zwecks Erstel-
lung eines objektbezogenen
Ab-
dichtungskonzeptes
und be-
schreibt die praxisbewährten,
einzusetzenden
Abdichtungs-
stoffe
und grundlegend die
Verfahrenstechnik
der nach-
träglichen Abdichtung von
feuchtegeschädigten Grund-
mauerwerken.
Flächenabdichtungen der
erdberührenden Gebäudeaußen-
wand oder von der Raumseite
ausgeführte Innenabdichtungen
werden detailliert beschrieben.
Ebenso werden partielle und
flächige Abdichtungen durch
Injektion von Grundmauerwer-
ken im Querschnitt (Flächenin-
jektion) oder gegen Erdreich
(Schleierinjektion) beschrieben.
Je nach baulicher Erforder-
nis werden diese Abdichtungs-
varianten
einzeln oder kom-
biniert
angewandt.
Die Überarbeitung des WTA-
Merkblattes 4-6-98/D wurde
durch die Novellierung der DIN
18 195 – Bauwerksabdichtun-
gen –, Ausgabe: 08-2000 not-
wendig.
3
„Diese Norm gilt
nicht
für
.... - nachträgliche Abdichtung
in der Bauwerkserhaltung oder
in der Baudenkmalpflege ....“
Die in der DIN 18 195 ge-
troffene Zuordnung der Abdich-
tungsarten nach Wasserbean-
spruchung und Bodenart sowie
Definition der Lastfälle führten
zur Überarbeitung des WTA-
Merkblattes.
Als nachträgliche Abdich-
tungsmaßnahmen in Abhängig-
keit der Wasserbeanspruchung
werden Außenabdichtungen, In-
nenabdichtungen und Injektio-
nen als geeignet ausgewiesen.
Neben den Lastfällen
– Bodenfeuchte
– nichtstauendes Sickerwasser
– nichtdrückendes Wasser auf
Deckenflächen
– drückendes Wasser/aufstau-
endes Sickerwasser
werden die Beanspruchungen,
die zur Feuchtigkeitsaufnahme
führen, wie
– Feuchtigkeit infolge Hygro-
skopizität von Salzen
– Tauwasser/Kondensations-
feuchtigkeit
als Beanspruchung eingestuft
und Abdichtungsvarianten emp-
fohlen, wie z.B. Wärmedämm-
maßnahmen zwecks Vermeidung
von Tauwasserausfall.
Feuchtigkeitsbelastung erd-
berührter Erdbauteile hat un-
terschiedlichste, fast immer
kombiniert auftretende Ursa-
chen. Objektbezogene
Unter-
suchungen
vor Ort und Diagno-
stik im Labor mit Feuchte- und
Salzbilanz sind darum unerläss-
lich.
Neben dem augenscheinli-
chen Schadensbild in Art und
Ausmaß ist das Bauteil zu un-
tersuchen. Zustand, Konstruk-
tion des Wandbildners, Detail-
ausführungen wie An- und
Abschlussbereiche sowie Fugen-
durchdringungen sind durch
einen Sachkundigen zu prüfen
und zu beurteilen.
Zugängliche, nicht funkti-
onstüchtige Außenabdichtungen
sind neben ihrer Art und ihrem
Zustand auf Verträglichkeit mit
der geplanten Abdichtung zu
überprüfen.
Teerhaltige Abdichtungen
müssen vollständig entfernt und
fachgerecht entsorgt werden!
Durch teerhaltige Altabdich-
tungen kann kein Haftungsauf-
bau in der Kontaktzone Alt-/
Neubauabdichtung stattfinden.
Beim Verbleib derartiger
Altabdichtungen kann das bei
Vorhandensein ungrierbarer
Stoffe zur Weichmacherwande-
rung führen und den Verlust der
zugesicherten Eigenschaften der
z.B. aufgebrachten KMB-Neuab-
dichtung.
Sehen – erkennen –
proben – bewerten –
planen...
...sind die Tätigkeiten des
Sachkundigen,
der unter Be-
rücksichtigung der technischen
und wirtschaftlichen, gegebe-
nenfalls denkmalpflegerischen
Gesichtspunkte das Abdich-
tungskonzept erstellt.
„Die billigste Lösung ist
erfahrungsgemäß nicht die
Wirtschaftlichste.“
1
Ziel
der nachträglichen
Abdichtung erdberührter Bau-
teile ist es, dauerhaft die Wirk-
samkeit zu gewährleisten, um
die Nutzbarkeit des Bauteils zu
garantieren.
Generell
müssen die zur
Ausführung kommenden Abdich-
tungssysteme das Bauteil wan-
nenartig umschließen und an
eine funktionstüchtige Horizon-
talabdichtung herangeführt
werden.
Abdichtungen, die nicht im
Verbund aufgebracht werden,
benötigen Auflasten oder Ver-
ankerungen. Kombiniert ange-
wandt müssen unterschiedlich-
ste Abdichtungssysteme unter-
einander verträglich sein und
Feuchtigkeitsbrücken durch aus-
reichende Überlappungsbereiche
unterbunden werden.
Grundmauerwerk mit teerhaltigem Anstrichsystem/Untergrund-
reinigungsverfahren.
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,...44
Powered by FlippingBook