Schützen & Erhalten - page 17

Schützen & Erhalten · März 2004 · Seite 17
DIE FACHBEREICHE
Bautenschutz
Ein „bezugsfertiger“ Neubau in Leverkusen wird
zum Sanierungsfall
Schimmelsanierung im Neubau!
1. Einleitung
Ein Wasserschaden macht auf
eklatante Baumängel aufmerk-
sam!
Noch am Tag des geplanten
Einzugs wird der Neubau als un-
bewohnbar deklariert!
Ein Wasserschaden und eine
Baukonstruktion, die den Feuch-
tigkeitseintritt aus dem Unter-
grund nur unzureichend berück-
sichtigt, sind gute Voraussetzun-
gen für einen mikrobiellen Befall
(Schimmelpilze und Bakterien).
2. Schadenhergang
und Situationsbericht
Anfang 2003 kam es bei der
Endmontage eines Hänge-WC zu
einer Undichtigkeit. Bedingt
durch diesen Schaden drang über
einen Zeitraum von ca. 10 Ta-
gen unkontrolliert Wasser in den
Fußbodenaufbau ein.
Daraufhin wurde das Objekt,
zur Sicherstellung einer fachge-
rechten Sanierung, untersucht,
wobei starke mikrobielle Schäden
(Schimmelpilze und Bakterien)
sowie erhebliche Baumängel fest-
gestellt wurden.
Alle Werkstoffe aus Holz so-
wie alle Decken- und Wandver-
kleidungen aus Gipskarton wie-
sen mikrobielle Schäden auf.
Dabei wurde ein mikrobieller
Befall auch in Bereichen festge-
stellt, die nicht mit dem Wasser-
schaden in Zusammenhang stan-
den.
2.1 Mikrobieller
Schaden
Alle, zu Kontrollzwecken in
einem auf die Untersuchung von
mikrobiellem Befall spezialisier-
ten Speziallabor, untersuchten
Materialproben wiesen einen star-
ken mikrobiellen Befall auf. Die
analysierte mikrobielle Flora war
gesundheitlich als äußerst be-
denklich (u.a. wurden nachgewie-
sen, Stachybotrys chartarum, As-
pergillus versicolor, Penicillium
spp.; Cladosproium) einzustufen.
In den untersuchten Materi-
alproben wurden unter anderem,
hohe Konzentrationen des ge-
sundheitsgefährdenden Schim-
melpilzes Stachybotrys chartarum
nachgewiesen.
Da es sich bei Stachybotrys
chartarum um einen Toxinbild-
ner handelt, bei dem es gemäß
der Literatur (z.B. Tilkes et alii
1999) bereits ab Sporenbelastun-
gen von 10
3
Sporen pro m³ Raum-
luft zu Toxinwirkungen kommen
kann, wurden entsprechend auf-
wändige und kompromisslose
Sanierungsmaßnahmen, entspre-
chend einer Asbestsanierung,
durchgeführt.
2.2 Erhöhte
Feuchtigkeiten
Bei den durchgeführten Un-
tersuchungen zeigte sich, dass zu-
sätzlich zu großen Bereichend der
Fußbodenkonstruktion auch alle
Außenwände bis auf eine Höhe
von ca. 2,40 m einen unzuläs-
sig hohen Feuchtigkeitsgehalt
(>– 6 Massen-/%) aufwiesen.
Zur Feuchtigkeitsuntersu-
chung wurden Probekörper aus
dem Mauerwerk entnommen. Bei
diesen Untersuchungen fielen
Fliesen großflächig mit dem Flie-
senkleber von der Wand, da auf-
grund der Durchfeuchtung keine
ausreichende Haftfähigkeit mehr
vorhanden war. Alle Eckputzschie-
nen und andere Elemente aus
Metall waren korrodiert.
Der mit einem Kunststoff-
strukturputz versehene Innen-
wandputz (Kalk-Gipsputz) ließ
sich großflächig, wie Tapete, vom
Untergrund ablösen. Ein ausrei-
chender Haftverbund war auch
hier nicht mehr gegeben.
Es bestand der Verdacht, dass
bei den durchgeführten hand-
werklichen Leistungen keinerlei
Trocknungsphasen berücksichtigt
wurden.
Gemäß den Angaben der Bau-
herren sei schon während der
Bauzeit vermehrt Regenwasser in
das Objekt eingedrungen. Eine
planmäßige, professionelle, tech-
nische Bautrocknung sei von der
Baufirma jedoch nicht durchge-
führt worden. Erst nach kritischen
Äußerungen der Bauherren sei-
en dann in der Endphase zu Trock-
nungszwecken gasbetriebene
Heizsonnen im geschlossenen
Rohbau aufgestellt worden.
Zusätzlich wurden Kammern
der Hohlblocksteine angebohrt,
um das darin befindliche Regen-
wasser zu entfernen. So kam es
zu einem mikrobiellen Befall an
den hölzernen Einbauelementen,
den Gipskartonplatten, im Fuß-
bodenaufbau und zwischen feuch-
tem Kalk-Gipsputz und Kunststoff-
Strukturputz.
2.3 Fazit
Nach den vor Ort durchgeführ-
ten Untersuchungen, den Feuch-
tigkeitsmessungen sowie der mi-
krobiellen Analyse durch das
Speziallabor stand fest, dass nicht
nur der Wasserschaden zu einer
Durchfeuchtung des Erdgeschos-
ses geführt hat.
Gleichermaßen haben auch
erhebliche Baumängel und -schä-
den zu dem Gesamtschaden mit
Luxuriöses, freistehendes Einfamilienhaus mit 262 m² Wohnfläche.
Hochwertige Einbauküche...
...und Badezimmerausstattung
1...,7,8,9,10,11,12,13,14,15,16 18,19,20,21,22,23,24,25,26,27,...44
Powered by FlippingBook