Schützen & Erhalten - page 26

S & E:
So gesehen hat
Ihre Firma das Glück mit
Ihnen einen jungen, dyna-
mischen „Urenkel“ zu be-
sitzen, der es vermag, mit
Weitblick die Weichen für
die Zukunft zu stellen. Ist
die Vergangenheit für Sie
dennoch mehr als blo-
ße Firmengeschichte,
denn was zählt – wenn
ich Sie richtig verstan-
den habe – sind ja in
erster Linie das „Jetzt“
und die Herausforderungen des
Alltags?
Ralf Sagehorn:
Selbstverständ-
lich sehe ich es als eine meiner
wichtigsten Aufgaben an, frühzeitig
die Weichen für die Zukunft zu stel-
len, aber das haben meine Vorgän-
ger ebenso getan, und wie Sie se-
hen mit großem Erfolg. Deshalb ist
es für mich immer wieder wichtig,
sich an die Vergangenheit des Un-
ternehmens zu erinnern, denn nur
wer die Geschichte, die Entwick-
lung und das Entstehen des heu-
te Wirksamen versteht, wird auch
die Zukunft sicher gestalten kön-
nen.
S & E:
Nun, erzählen Sie uns
von den Erfahrungen auf denen das
Erfolgsrezept Ihres Unternehmens
aufbaut und geben Sie uns einen
kleinen Einblick in die Geschich-
te der Karl Sagehorn Bauunterneh-
mung.
Ralf Sagehorn:
Es begann am
12. Oktober 1905 in Huchting bei
Bremen. Damals eröffnete mein Ur-
großvater, Heinrich Sagehorn, ein
kleines Bauunternehmen. Sie kön-
nen sich vorstellen durch welche
Turbulenzen er den Betrieb in den
folgenden drei Jahrzehnten füh-
ren musste. Da waren der erste
Weltkrieg, die Abdankung des Kai-
FIRMENPORTRÄT
Interview
100 Jahre
Karl Sagehorn
Bauunter-
nehmung
sers, dann das politische und wirt-
schaftliche Chaos der Weimarer
Republik, die Weltwirtschaftskrise
und schließlich die Machtergreifung
durch die Nazis. All diese politi-
schen, wirtschaftlichen und histo-
rischen Entwicklungen, Verhältnisse
und eben manchmal auch Katastro-
phen haben das Entstehen und
Werden unseres Unternehmens be-
gleitet und natürlich auch in ihm
Spuren hinterlassen – und damit
die Erfahrungen derer geprägt, die
das Unternehmen so geschickt
Schützen & Erhalten · Dezember 2005 · Seite 26
Die meisten Bauunternehmen
werden schon nach wenigen
Jahrzehnten von den Bauten
überlebt, an deren Errichtung
sie beteiligt waren. So zeu-
gen viele Gemäuer wie Denk-
mäler von der Arbeit der nicht
mehr existierenden Unterneh-
men. Ein hundertjähriges Fir-
menjubiläum in der Baubran-
che – zudem bei einem Fa-
milienunternehmen – ist
schon deshalb etwas ganz Be-
sonderes.
S & E sprach aus diesem Anlass
mit dem Unternehmer Ralf Sage-
horn, der seit 1999 die Geschicke
des erfolgreichen DHBV-Mitglieds-
unternehmens Karl Sagehorn lei-
tet.
S & E:
Herr Sagehorn, als ein
Unternehmen, das 1905 gegründet
wurde hat die Firma Karl Sagehorn
zwei Weltkriege, zwei Inflationen
und eine Weltwirtschaftskrise über-
lebt, sie hat die Wiedervereinigung
erlebt und seit nunmehr 10 Jah-
ren überlebt sie – und wie wir se-
hen sehr erfolgreich – einen Nie-
dergang in der Bauwirtschaft der
beispiellos ist. In Ihrer Einladung
zur Jubiläumsfeier steht zu recht:
„Wann wird ein Bauunternehmen
schon so alt?“. Was können Sie, was
andere nicht können?
Ralf Sagehorn:
Wer als Unter-
nehmer langfristig überleben will,
muss anders agieren, als wir dies
von der Politik gewohnt sind. Ich
gebe Ihnen hierfür ein Beispiel.
Wir leben in einer Zeit, die in
hohem Maße von Diskussionen rund
um den Sanierungsfall Bundesre-
publik Deutschland geprägt ist.
Unser Land befindet sich seit un-
gefähr fünf Jahren in einer schwe-
ren Wirtschaftskrise und in den
Medien kann man täglich sehen,
hören oder lesen, in was für ei-
nem üblen Zustand sich die Bun-
desrepublik befindet. Sozial-, Ge-
sundheits- und Rentensysteme sind
überlastet, das unflexible Arbeits-
recht verhindert die Schaffung
neuer Arbeitsplätze, unsere Lohn-
nebenkosten sind die höchsten
weltweit, usw.
Uns allen ist auch bekannt,
dass sich all diese Wachstums-
hemmnisse über eine lange Zeit
entwickelt haben – sie sind nicht
von heute auf morgen über uns her-
eingebrochen, doch wir Deutschen
haben es versäumt, unsere Gesetze
und Regelungen rechtzeitig an die
sich ändernden Rahmenbedingun-
gen anzupassen.
Als Unternehmer kann ich mir
solche Art von Diskussionen um
verpasste Chancen und Möglichkei-
ten nicht leisten. Veränderungen
müssen vollzogen und Reformen
angegangen werden, noch bevor
sie erforderlich sind. Nur das früh-
zeitige Erkennen von Chancen und
Risiken und eine strategische Aus-
richtung gemäß der Entwicklung
von Marktbedingungen ermöglichen
einem Unternehmen nachhaltige
Überlebensfähigkeit.
Eine Leistung auf die man zu recht stolz
sein kann. Ralf Sagehorn (Mitte)
im Kreise seiner Familie
und Mitarbeiter .
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