Schützen & Erhalten - page 27

durch schwierige Verhältnisse ge-
führt haben.
S & E: Sie meinen, die Erfah-
rungen aus dem ersten Weltkrieg
und den schweren Wirtschaftskri-
sen der Nachkriegszeit haben dazu
beigetragen, dass das Familienun-
ternehmen auch die Schrecken des
Nationalsozialismus und des Zwei-
ten Weltkrieges unbeschadet über-
standen hat?
Ralf Sagehorn:
Nein, es war
leider nicht ganz so.
Mein im Jahr 1910 geborener
Großvater Karl Friedrich Johann
Sagehorn war Maurer und arbeitete
nach der Ausbildung bei seinem
Vater. 1938 wurde er verpflichtet,
im Zuge der deutschen Aufrüstung
bei den Arbeiten zum Errichten des
Limes-Schutzwalls zu helfen. Es war
familienhäusern auf den sich mein
Großvater und mein Vater konzen-
trierten und der die Auftragsbü-
cher des Betriebes verlässlich füllte.
Der Wiederaufbau der vom
Krieg zerstörten Städte war in den
50er und 60er Jahren das Maß al-
ler Dinge und nachdem mein Va-
ter Karl die Leitung des Unterneh-
mens 1970 übernommen hatte,
schaffte er es, die Marktstellung
von KS Bau weiter auszubauen und
die Zahl der Mitarbeiter auf drei-
ßig zu erhöhen. Übrigens, damals
1972 wurde bereits das KS Bau
Logo mit dem gelb-orangen Farb-
ton entworfen. Dieses Logo ist nach
einer leichten Überarbeitung im
Jahre 1995 noch heute das Erken-
nungssymbol der Marke Sagehorn.
Ein Highlight dieser Zeit war
die Errichtung eines der ersten
deutschen Einkaufscenters,
dem Roland-Center. KS Bau
übernahm hierbei die Gewähr-
leistungsarbeiten für die Fir-
ma Holzmann und ist seit-
dem dort tätig.
Allerdings veränderten
sich die wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen in den
folgenden Jahren drastisch:
Nach zwanzig Jahren des
Aufbruchs und scheinbar
unbegrenzten Wachstums-
möglichkeiten kam die Öl-
krise. Die Auftragslage für
Neubauten brach ein, die
Zinsen schnellten in die Höhe und
viele Unternehmen gingen an der
Krise zu Grunde.
S & E:
Wie heißt es so schön:
In jeder Krise liegt eine Chance.
War dies die Geburtsstunde der KS
Bau als Fachunternehmen für Bau-
werkssanierung?
Ralf Sagehorn:
Es stimmt, auch
KS Bau hatte unter diesen Entwick-
lungen zu leiden.
Doch anstatt sich - wie es viele
andere Unternehmen taten - wei-
ter auf schrumpfende Marktsegmen-
te zu konzentrieren, legte mein
Vater damals neue Schwerpunkte:
Sanierung, Instandhaltung und Um-
bau von Gebäuden wurden damals
zu einem neuen Betätigungsfeld
für KS Bau.
S & E:
Zählt dies zu den weit-
sichtigen Entscheidungen, die Sie
anfangs angesprochen haben?
Ralf Sagehorn:
Ja, wenn mein
Vater damals nicht so mutig und
ihm deshalb nicht möglich, das
Bauunternehmen für seinen mitt-
lerweile alten Vater weiterzufüh-
ren und so musste der Betrieb
während des Zweiten Weltkriegs
unterbrochen werden. Aber unse-
re Familie hatte das Glück, dass
mein Großvater, anders als sein
Vater, der 1942 verstarb, den Krieg
überlebt und so 1948 die Famili-
entradition fortsetzen konnte. Par-
allel zum deutschen Wirtschafts-
wunder der fünfziger Jahre blüh-
te auch das Unternehmen auf. So
wurde bis in die Siebziger Jahre
der Wiederaufbau des teilweise
stark zerstörten Huchtings zur
Aufgabe von KS Bau.
S & E:
Das heißt, die Karl Sa-
gehorn Bauunternehmung war zu
dieser Zeit in einem ganz ande-
ren Gebiet tätig, als Sie das heu-
te ist.
Ralf Sagehorn:
Ja, damals war
es der Neubau von Ein- und Mehr-
entschlossen die ersten Schritte in
diesem Marktsegment getätigt hät-
te, dann wäre unser Unternehmen
heutzutage im Bereich Bauen am
Bestand nicht so hervorragend
aufgestellt. In einem Marktseg-
ment, das viele Bauunternehmen
gerade erst entdecken, können wir
uns schon Traditionsunternehmen
nennen und von unserer großen
Erfahrung profitieren.
Aber es gibt noch eine weite-
re wichtige Facette, um die mein
Vater das Unternehmen in den sieb-
ziger Jahren bereicherte: es ist die
gezielte Kooperation mit anderen
Handwerksfirmen. Das so genannte
Facility Management bietet uns
heute die Möglichkeit, Projekte mit
äußerster Flexibilität und Effizienz
anzugehen.
Das klassische Bauunterneh-
men, welches seine Aufträge im
Wesentlichen ohne Kooperationen
mit anderen Betrieben durchführt,
gibt es immer weniger. Es ist heute
wichtiger denn je, dass sich ein
Unternehmen auf seine Kernkom-
petenzen konzentriert und paral-
lel ein leistungsfähiges Manage-
ment aufbaut, das die Zusammen-
arbeit mit anderen Betrieben
koordiniert. Durch die von meinem
Vater getätigte Neuausrichtung war
es uns möglich, Jahrzehnte lang
erfolgreich im Facility Management
tätig zu sein. In diesem Bereich
führt KS Bau sowohl für private
Bauherren als auch für Makler und
Immobiliengesellschaften Arbeiten
in unserer Region durch.
S & E:
Kommen wir nun zu Ih-
nen. In der Soziologie gibt es eine
interessante Studie, welche sich mit
der so genannten Enkelgenerati-
on beschäftigt. Der Großvater baut
das Unternehmen auf, der Vater
führt es weiter und vergrößert es,
und dann kommt die Enkelgene-
ration, die kaum Interesse verspürt,
in die Fußstapfen der Väter zu tre-
ten. Traditionsreiche Familienun-
ternehmen werden verkauft, nicht
selten mangels Nachfolger aufge-
löst. Nimmt man Ihren Großvater,
der das Unternehmen nach dem
Krieg neu ins Leben rief, so sind
Sie der klassische Enkel. Was hat
sie dazu verleitet, Bauingenieur zu
werden, in die Firma Ihres Vaters
einzutreten und sich dem Druck des
Vergleiches mit Ihren sehr erfolg-
reichen Vorgängern auszusetzen?
Ralf Sagehorn:
Es ist wohl den
Banken in unserer Stadt zu verdan-
ken dass ich Bauingenieur wurde.
Nach dem Abitur wollte ich näm-
lich wie die meisten meiner Mitschü-
ler Wirtschaft studieren und bewarb
mich um einen Ausbildungsplatz als
Bankkaufmann. Da ich aber zum
Glück keine Lehrstelle bekam fing
ich mit dem Studium des Bauinge-
nieurwesens an. Nach dem Studi-
um arbeitete ich dann noch zwei
Jahre in einem Deutschen Baukon-
zern, bevor ich 1992 – also ein Jahr
bevor wir die Einweihung unseres
jetzigen Standortes in der Leerkäm-
pe feiern konnten – in den Betrieb
meines Vaters eintrat. Zu diesem
Zeitpunkt war die KS Bau schon ein
Unternehmen mit einem hervorra-
genden Mitarbeiterstamm, einem
sehr guten Ruf und weitreichenden
Schützen & Erhalten · Dezember 2005 · Seite 27
Neuanfang nach dem Krieg – bis in die Siebziger Jahre gehörte der Wiederauf-
bau des teilweise stark zerstörten Huchtings zu den Hauptaufgaben der KS Bau.
Stilecht: Die Suppe gab’s zum
Jubiläum aus dem Betonmischer.
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