Warum bilden Sie aus?
          
        
        
          
            Über diese und andere Fragen rund um
          
        
        
          
            das Thema Berufsausbildung im Holz- und
          
        
        
          
            Bautenschutz sprach Schützen & Erhalten
          
        
        
          
            mit Heinz-Peter Dahmen.
          
        
        
          
            Heinz-Peter Dahmen ist Maurer- und Betonbau-
          
        
        
          
            meister und gesellschaftender Geschäftsführer der
          
        
        
          
            Schleiff Bauflächentechnik GmbH. Das Unterneh-
          
        
        
          
            men mit Sitz im niederrheinischen Erkelenz, das
          
        
        
          
            traditionell im Maurerhandwerk ausbildet, gehört
          
        
        
          
            zu den DHBV-Mitgliedsunternehmen, die sich mit
          
        
        
          
            Beginn des neuen Ausbildungsberufes sofort bereit
          
        
        
          
            erklärten gleich mehrere Lehrlinge im Holz- und
          
        
        
          
            Bautenschutz auszubilden. Derzeit beschäftigt
          
        
        
          
            das Unternehmen, neben 2 kaufmänischen Auszu-
          
        
        
          
            bildenen, 5 Auszubildende im Maurerhandwerk und
          
        
        
          
            6 Auszubildende im Holz- und Bautenschutz.
          
        
        
          
            Herr Dahmen, Ihr Unternehmen gehört zu den
          
        
        
          
            DHBV-Mitgliedsbetrieben, bei denen Ausbil-
          
        
        
          
            dung nicht nur einen hohen Stellenwert ein-
          
        
        
          
            nimmt, sondern geradezu selbstverständlich
          
        
        
          
            ist. Was treibt Sie, sich derart für den beruf-
          
        
        
          
            lichen Nachwuchs einzusetzen?
          
        
        
          Seit Jahren bilden wir in unserem Betrieb
        
        
          junge Menschen in den Ausbildungsberufen Kauf-
        
        
          mann/Kauffrau für Bürokommunikation, Maurer
        
        
          und seit 2007 auch im Beruf Holz- und Bauten-
        
        
          schutz – Fachrichtung Bautenschutz aus.
        
        
          Wir verfolgen mit der Ausbildung verschiede-
        
        
          ne grundsätzliche Ziele. Unter anderem glauben
        
        
          wir – so altruistisch das auch immer klingen mag
        
        
          – an die gesellschaftliche Verantwortung von
        
        
          Unternehmen, die uns dazu verpflichtet jungen
        
        
          Menschen eine solide Ausbildung zukommen zu
        
        
          lassen. Natürlich gibt es daneben – auf dieser
        
        
          Zielebene – auch höchst eigennützige Motive:
        
        
          Aus gut ausgebildeten Fachkräften mit entspre-
        
        
          chenden Verdienstmöglichkeiten – sei es im
        
        
          Handwerk, in der Industrie oder im Dienstleis-
        
        
          tungsbereich – werden schließlich auch Kunden
        
        
          in der Zukunft!
        
        
          Auf einer deutlich konkreteren Zielebene
        
        
          bedeutet Ausbildung in den oben genannten
        
        
          Bauberufen für uns schlicht Zukunftssicherung!
        
        
          Die Debatte um den Facharbeitermangel ist ja
        
        
          kein Hirngespinst. Wir erfahren die Engpässe
        
        
          auf dem Arbeitsmarkt bei guten Facharbeitern
        
        
          immer wieder bei eigenen Stellenausschreibun-
        
        
          gen. Da liegt es nahe, für den eigenen Betrieb,
        
        
          auf Basis einer vernünftigen Personalplanung,
        
        
          diejenigen Facharbeiter auszubilden, die in Zu-
        
        
          kunft im Unternehmen gebraucht werden. Neben
        
        
          einem vernünftigen Wachstum müssen auch die
        
        
          Mitarbeiter ersetzt werden, die im gewerblichen
        
        
          Bereich aus Altersgründen oder aus gesundheit-
        
        
          lichen Gründen – leider der wahrscheinliche-
        
        
          re Fall – ausscheiden. Gerade die gestandenen
        
        
          Bauleute mit jahrzehntelanger Berufserfahrung
        
        
          sind schwer zu ersetzen. Man tut also gut da-
        
        
          ran, den Wissenstransfer von der alten auf die
        
        
          junge Generation zu realisieren, so lange dies
        
        
          noch möglich ist. Das verstehen wir unter nach-
        
        
          haltiger Personalentwicklung.
        
        
          
            Haben Sie keine Angst davor,
          
        
        
          
            dass Sie für andere ausbilden?
          
        
        
          Als Unternehmer dürfen Sie da-
        
        
          vor keine Angst haben. Zum einen
        
        
          können Sie alle Mitarbeiter zu je-
        
        
          derzeit verlassen – egal ob es sich
        
        
          um gerade ausgebildete Junggesel-
        
        
          len und -gesellinnen handelt oder
        
        
          ob gute, erfahrene Leute die ver-
        
        
          meintlich grünere Wiese des Nach-
        
        
          barn attraktiver finden und das Un-
        
        
          ternehmen verlassen möchten. Die
        
        
          Aufgabe eines Unternehmers ist es,
        
        
          Rahmenbedingungen zu schaffen, die dazu bei-
        
        
          tragen, dass die eigenen Leute – um im Bilde zu
        
        
          bleiben – die nachbarliche Wiese keines Blickes
        
        
          würdigen. Der Umstand, dass wir es schaffen in
        
        
          wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen siche-
        
        
          ren Arbeitsplatz zu attraktiven Bedingungen zu
        
        
          bieten, unsere Aktivitäten rund um die Aus- und
        
        
          Weiterbildung und nicht zuletzt die spannen-
        
        
          den Bauaufgaben, die wir zu lösen haben, tra-
        
        
          gen dazu bei, dass unsere Fluktuationsrate ge-
        
        
          ring ist und arbeitnehmerseitige Kündigungen
        
        
          selten sind. Wir wissen aus der Vergangenheit,
        
        
          dass diese Faktoren auch unsere Auszubildenden
        
        
          an unser Unternehmen binden und gehen davon
        
        
          aus, dass auch zukünftige Auszubildende diese
        
        
          Vorteile erkennen werden.
        
        
          Fest steht: Der Kampf um die Köpfe ist be-
        
        
          reits entbrannt! Gerade das Bauhandwerk – und
        
        
          damit auch der Holz- und Bautenschutz – wird
        
        
          sich anstrengen müssen gute Leute nicht an die
        
        
          stationäre Industrie mit ihren deutlich höheren
        
        
          Lebenseinkommen und teilweise attraktiveren
        
        
          Arbeitsbedingungen zu verlieren. Der Stunden-
        
        
          lohn alleine wird hier nicht genügen um Leis-
        
        
          tungsträger zu halten!
        
        
          
            Warum bilden Sie in zwei Bauberufen aus?
          
        
        
          Wir bilden schon seit Jahren Maurer aus
        
        
          und halten diesen Bauberuf und die Inhalte
        
        
          seines Ausbildungsrahmenplanes für sehr viel-
        
        
          seitig und damit gut geeignet, unseren Bedarf
        
        
          an qualifizierten Baufacharbeitern zu decken.
        
        
          Wir haben allerdings in diesem Ausbildungsbe-
        
        
          ruf diejenigen Ausbildungsinhalte vermisst, die
        
        
          unseren Anforderungen für das Bauen im Be-
        
        
          stand – insbesondere in den Bereichen Abdich-
        
        
          tungstechnik und Mauerwerksanierung – wirklich
        
        
          gerecht werden. Aus diesem Grund haben wir
        
        
          uns sehr gefreut, dass es dem DHBV gelungen
        
        
          ist, diesen Ausbildungsberuf zu etablieren. Die
        
        
          Ausbildungszahlen bestätigen den Sinn dieser
        
        
          Anstrengungen. Natürlich gibt es Schnittmen-
        
        
          gen zwischen den Ausbildungsinhalten der bei-
        
        
          den Ausbildungsberufe, es sind aber gerade die
        
        
          Unterschiede, die uns dabei helfen durch die
        
        
          Ausbildung in beiden Berufen unseren Perso-
        
        
          nalbestand an die Erfordernisse im Bausanie-
        
        
          rungsmarkt anzupassen.
        
        
          
            Was halten Sie von dem Argument, Ausbildung
          
        
        
          
            sei für kleine Betriebe nicht wirtschaftlich?
          
        
        
          Ausbildung unter dem Gesichtspunkt betrach-
        
        
          tet: „Wie viel Lohnkosten entstehen mir und wie
        
        
          viel Stunden des Auszubildenden
        
        
          kann ich bei meinen Kunden fak-
        
        
          turieren?“ ist aus unserer Sicht der
        
        
          falsche Ansatz.
        
        
          Man muss sich als Unterneh-
        
        
          mer immer wieder klar machen: Es
        
        
          gibt nichts kostenlos! Investition
        
        
          in Ausbildung ist auch immer In-
        
        
          vestition in die Zukunft! In Hand-
        
        
          werksberufen ist die häufig sinn-
        
        
          vollere Investition diejenige in
        
        
          Hände bzw. Köpfe! Entscheidend
        
        
          für den Erfolg im Wettbewerb ist
        
        
          immer die Qualität der Mitarbeiter vor Ort beim
        
        
          Kunden. Durch qualifizierte Mitarbeiter gewinnt
        
        
          der Unternehmer – welcher Größe auch immer
        
        
          – die Freiräume, die er benötigt um „am“ und
        
        
          nicht „im“ Unternehmen zu arbeiten.
        
        
          Aufgrund der Kostenrückerstattung der So-
        
        
          zialkassen – Erstattung von zehn Ausbildungs-
        
        
          vergütungen im ersten Jahr, sechs im zweiten
        
        
          Jahr und einer Ausbildungsvergütung im dritten
        
        
          Jahr – ist die Kostenbelastung auch für kleine
        
        
          Betriebe kalkulierbar. Natürlich stellt Ausbildung
        
        
          Anforderungen an die Organisation der betrieb-
        
        
          lichen Abläufe. Diesen Anforderungen kann der
        
        
          Unternehmer aber mit der nötigen Weitsicht
        
        
          und Planung gerecht werden. Hinzu kommt für
        
        
          den Beruf des Holz- und Bautenschützers: Im
        
        
          Vergleich zum Maurer steht der Holz- und Bau-
        
        
          tenschützer dem Betrieb einige Wochen mehr
        
        
          zur Verfügung.
        
        
          
            Die Kostenrückerstattung der SOKA Bau, die
          
        
        
          
            direkt an den Betrieb fließt, beträgt bei der drei-
          
        
        
          
            jährigen Ausbildung 15.568,80
          
        
        
          
            €
          
        
        
          
            im Westen bzw.
          
        
        
          
            12.697,20
          
        
        
          
            €
          
        
        
          
            im Osten. Hinzu kommen die Erstat-
          
        
        
          
            tung für die überbetriebliche Ausbildung und die
          
        
        
          
            damit verbundenen Fahrtkosten.
          
        
        
          
            Während die Maurerlehrlinge während ihrer
          
        
        
          
            3-jährigen Lehrzeit aufgrund der überbetriebli-
          
        
        
          
            chen Ausbildung dem Betrieb 32 Wochen nicht
          
        
        
          
            zur Verfügung stehen, beträgt die überbetriebli-
          
        
        
          
            che Ausbildung beim Holz- und Bautenschützer
          
        
        
          
            lediglich 12 Wochen. Bei gleicher Lohnkostenrück-
          
        
        
          
            erstattung durch die SOKA Bau ist der Holz- und
          
        
        
          
            Bautenschützer damit 20 Wochen länger im Un-
          
        
        
          
            ternehmen (Anmerkung der Redaktion).
          
        
        
          Der „bürokratische“ Teil der Ausbildung wird
        
        
          auch oft als Grund angeführt, sich Ausbildung
        
        
          nicht leisten zu können. Hier kann man nur
        
        
          festhalten, dass das Prozedere beim ersten Mal
        
        
          eventuell Fragen aufwirft, spätestens beim zwei-
        
        
          ten Ausbildungsverhältnis aber Routine ist. Der
        
        
          DHBV, aber auch die Handwerkskammern helfen
        
        
          immer gerne weiter und für Fehler bei der Be-
        
        
          arbeitung von z. B. Ausbildungsnachweiskarten
        
        
          wurde unseres Wissens noch niemandem der
        
        
          Kopf abgerissen. Für uns jedenfalls steht fest:
        
        
          Wer ausbildet, kann nur gewinnen.
        
        
          Deshalb an dieser Stelle nochmals der Ap-
        
        
          pell an alle Mitgliedsbetriebe des DHBV: Bil-
        
        
          den Sie aus!
        
        
          
            Herr Dahmen, wir danken Ihnen für das Ge-
          
        
        
          
            spräch.
          
        
        
          
            Ausbildung bedeutet für uns Zukunftssicherung
          
        
        
          
            Heinz-Peter Dahmen
          
        
        
          
            Ausbildung
          
        
        
          Schützen & Erhalten · Dezember 2010 · Seite 21