Schützen & Erhalten - page 17

Fachbereiche
Schimmelpilze
nachhaltig auf die normale
Hintergrundbelastung zu re-
duzieren.
Man entschied sich, die
Holzpaneele, Gipskarton-
platten und Mineralwolle
auszubauen. Die hölzerne
Flachdachkonstruktion soll-
te erhalten bleiben. Dazu
wurde zuerst die Ursache
der Schimmelpilzbildung,
also die Leckagen in der
Flachdachkonstruktion, be-
hoben. Anschließend wurde
das Einfamilien-Wohnhaus freigeräumt, indem
das Inventar nach Grobreinigung zwischenge-
lagert wurde.
Nachdem das Objekt frei zugänglich war, wur-
den die Gipskartonplatten, die Mineralwolle und
die in Teilbereichen vorhandenen Paneelbretter
ausgebaut. Die angefertigte Betriebsanweisung
gab die persönliche Schutzausrüstung sowie an-
dere Details, wie die Unterdruckhaltung, vor.
Bei der Durchführung dieser Rückbauarbei-
ten wurde das ganze Ausmaß des Feuchtigkeits-
schadens sichtbar.
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Nach dem Rückbau der Holzpaneele, Gips-
kartonplatten und Mineralwolle, wurden alle
Oberflächen der hölzernen Dachkonstruktion
grob gereinigt, indem diese mit einem H1-Sau-
ger abgesaugt wurden.
Anschließend wurden die betroffenen Ober-
flächen mit Wasserglas beaufschlagt. Dabei ging
es darum, die Biomasse (Schimmelpilze) auf der
Holzoberfläche zu fixieren. Nach diesen Immobi-
lisationsmaßnahmen wurden die schimmelpilz-
befallenen Oberflächen mit einem Elektrohobel
etwa 1 mm abgetragen. Dieser Hobel befand
sich während dieser Arbeiten kontinuierlich un-
ter Absaugung.
Des Weiteren wurde mit einem Unterdruck-
haltegerät eine Luftwechselrate von mindestens
5 sichergestellt. Die ausführenden Kräfte wur-
den mit dem Atemschutzgerät TM3P und einem
Einmaloverall der Klasse 5 ausgestattet. Eine
Schleuse wurde nicht eingebaut, da das gesamte
Objekt von den Rückbauarbeiten erfasst wurde
chem. Horizontalsperre bis 15 bar
elektrisches Injektionsgerät
INJEKTAD15F
sauberes Arbeiten
ohne Einschlaghilfe
mit Flachkopfnippel
Mehrstufen - Packersystem
und kein Weißbereich vorhan-
den war.
Nach der Oberflächenbe-
arbeitung des Holzes mittels
Elektrohobel wurde eine Fein-
reinigung im gesamten Objekt
durchgeführt. Problematisch
war die evtl. noch vorhande-
ne Biomasse in den Fugen der
Vollschalung sowie im Bereich
der Auflageflächen der Sparren.
Um zu verhindern, dass hier die
evtl. noch vorhandene Biomas-
se auf der Holzoberfläche in die
Luft übergeht und somit die Nutzer exponieren
könnte, wurde großzügig Wasserglas mittels ei-
ner Baumspritze aufgebracht.
Dieses Wasserglas soll, neben sonstigen Vor-
teilen im Bereich des Holzschutzes, den Über-
gang des Schimmelpilzes von der Oberfläche
der Holzbauteile in die Umgebungsatmosphäre
verhindern.
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Bei der anschließenden Freimessung wur-
de bei der visuellen Kontrolle festgestellt, dass
noch kleinere Flächen nachgearbeitet werden
mussten.
Beim 2. Termin der Freimessung ergab sich
bei der Luftmessung, dass die Innenraumbelas-
tung mit Schimmelpilzen um einiges niedriger
war, als die der Außenluft. Insofern war kein
weiterer Handlungsbedarf notwendig, so dass
mit den konventionellen Wiederaufbaumaßnah-
men begonnen werden konnte.
Zusammenfassung
Aufgrund handwerklicher Unzulänglichkeiten
kam es in einem Einfamilien-Flachdachbunga-
low zu dauerhaften Wassereinbrüchen bei Nie-
derschlägen. Dies führte zu einem ausgeprägten
mikrobiellen Befall (Schimmelpilzbefall) an und
in der Flachdachkonstruktion.
Vorgabe des Bauherrn war es, mit geringem
Sanierungsaufwand nachhaltig eine unter bzw.
mindestens auf das normale Maß einer Hinter-
grundbelastung reduzierte Schimmelpilzexposi-
tion der Nutzer zu gewährleisten.
Die hölzerne Flachdachkonstruktion (Sparren
und Vollschalung) konnte erhalten werden. Die
alte Zwischensparrendämmung sowie die Gips-
kartonplatten wurden ausgebaut. Anschließend
wurde gereinigt, immobilisiert, die Oberflächen
bearbeitet, gereinigt und immobilisiert.
Die Freimessung ergab keinen Hinweis auf
erhöhte Expositionsraten. Nach dieser Dokumen-
tation einer erfolgreichen Schimmelschadenbe-
seitigung mittels Freimessung konnte der kon-
ventionelle Wiederaufbau erfolgen.
Literatur
1. Umweltbundesamt: „Leitfaden zur Ursachensuche und
Sanierung bei Schimmelpilzwachstum in Innenräumen“,
2005.
2. Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft: „Gesundheits-
gefährdung durch biologische Arbeitsstoffe bei der Ge-
bäudesanierung (BGI 858)“, 2006.
3. DHBV-Merkblatt 01-10/S „Fachgerechte Schimmelpilz-
beseitigung in Innenräumen“, Deutscher Holz- und
Bautenschutzverband e.V.
4. Handlungsanleitung „Gesundheitsgefährdung durch
biologische Arbeitsstoffe bei der Gebäudesanierung“,
Oktober 2006, BG-Baufachausschuss Tiefbau der BGZ.
5. Norbert Becker: „Anforderungen an eine fachgerechte
Schimmelschadenbeseitigung“, in: Schützen und Erhal-
ten, Dezember 2008.
6. Norbert Becker: „Richtig nach Richtlinie“, in: Bauten-
schutz und Bausanierung B+B, Ausgabe 01/2005, Seite
32–37.
7. Norbert Becker/ Prof. Dr. jur. Uwe Meiendresch: „Offene
Wunden am Baukörper“, in: Bautenschutz und Bausa-
nierung B+B, Ausgabe 06/2010, Seite 43–45.
8. Umweltbundesamt: „Leitfaden zur Vorbeugung, Un-
tersuchung, Bewertung und Sanierung von Schimmel-
pilzwachstum in Innenräumen“, 2002.
9. Landes-Gesundheitsamt Baden-Württemberg: „Schim-
melpilze in Innenräumen – Nachweis, Bewertung, Qua-
litätsmanagement“, Dezember 2004.
10. Landes-Gesundheitsamt Baden-Württemberg: „Hand-
lungsempfehlung für die Sanierung von mit Schimmel-
pilzen befallenen Innenräumen“, Februar 2004.
11. „Benutzung von Atemschutzgeräten BGR 190“, April
2004, Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossen-
schaft.
Es schreibt
für Sie:
Dipl. Ing.
Norbert Becker
Fachbereichs-
leiter
Schimmelpilze
Aehlemaar 12
51467 Bergisch Gladbach
Telefon: (02202) 863853
Telefax: (02202) 863854
E-Mail:
Schützen & Erhalten · Dezember 2010 · Seite 17
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